to hus - der blog

Blog abonnieren

Wie alles begann, 10.09.2021

#anfang

Im Sommer 2021 trafen wir die Entscheidung, ein Haus bauen zu wollen.
Wir hatten bis dahin viele Jahre in Berlin gewohnt und gearbeitet und "die Schnauze voll" von mittlerweile ins Absurde gestiegenen Mieten und unfassbar miserablen Hausverwaltungen. Ausserdem war die Stadt nicht mehr für uns. Die Kinder waren zwar noch im Haus, aber kurz davor flügge zu werden. Uns zog es in die Heimat oder was wir darunter verstanden haben und verstehen: Der Norden.

"Habt Ihr Euch das gut überlegt?"
"Wisst Ihr, was das kostet?"
"Wie wollt Ihr das denn finanzieren?"
"Das kostet jede Menge Kraft, ich sags nur...das müsst Ihr nur wissen! Ich hab das hinter mir."
"Junge, Junge, Junge! Gibts ja nicht!"
"Krass! Ja, cool!"
und:
"Das find ich super, das müsst Ihr machen, klasse!", war so in etwa die Verteilung der Kommentare unserer Freunde, Bekannten und Verwandten zu dem Thema...

Eigentlich wollten wir nicht neu bauen, sondern kaufen - das erschien uns in jedem Fall einfacher und stressfreier - aber nach einer ganz kurzen Episode auf dem Immobilienmarkt war klar, dass es zu diesem Zeitpunkt geradezu idiotisch war, ein Haus zu kaufen - außer natürlich, wenn Geld überhaupt keine Rolle spielt. Dazu kam, dass es auf dem schwiegerelterlichen Grundstück ein Baugrundstück gab, das wir nutzen konnten. Da unsere Eigenkapitaldecke recht dünn war, schien das die vernünftigste Option zu sein.

Zunächst war nicht klar, was es überhaupt für ein Haus werden sollte. Da wir beide vollkommen unbeleckt mit der ganzen Thematik waren, gingen wir erstmal vollkommen blauäugig darauf zu. Doch sehr bald schon wurde klar, dass es ein ökologisch verträgliches und energieffizientes Haus werden sollte. Wiederum kurze Zeit später stand für uns fest, dass es ein Schwedenhaus werden sollte, ein Holzhaus also.
Als nächsten Schritt suchten wir nach Anbietern und nahmen fünf in die engere Auswahl, die uns solide, sympathisch und nachhaltig erschienen. Mit zweieinhalb Anbietern nahmen wir engeren Kontakt auf und führten längere Erstgespräche. Am Schluss entschieden wir uns für die Firma F. (künftig schlicht die Firma genannt). Dort schien alles zu passen, die Firma ist in der Nähe ansässig, also unweit unseres Baugrundstücks, was wir im Fall von potentiellen Problemen oder Schwierigkeiten als hilfreich erachteten. Sie produzieren und arbeiten vor Ort, waren innerhalb unseres vorstellbaren Budgets und hatten sehr sympathische Vertriebler.

Da wir noch ein schulpflichtiges Kind haben, war klar, dass wir auf jeden Fall spätestens im Sommer 2022 umziehen und das Haus beziehen wollten. Das schien auch alles überhaupt kein Problem zu sein, reichlich Zeit für alles und die Firma garantierte im Vertrag einen Baubeginn sechs Monate nach Erteilung der Baugenehmigung - was sollte da schiefgehen können?
Ganz in Ruhe also kümmerten wir uns um die nächsten Schritte.


Finanzierung, 23.10.2021

#finanzierung

Ein weiterer Grund, weshalb wir uns für die Firma entschieden hatten, war deren eigene Finanzierungsabteilung, die uns noch vor einem ersten Gespräch mit der Bank berieten und sich um viele Dinge kümmerten. Und in der Tat war die Finanzierungsabteilung der Firma sensationell!
Unfassbar freundliche und hilfsbereite Damen kümmerten sich um alles rund um die Finanzierung und standen jederzeit freundlich und hilfsbereit für jedwede Rückfrage zur Verfügung. Das beruhigte und schaffte Vertrauen, denn es ging ja immerhin um sehr sehr viel Geld, das wir nur mit einem recht geringen Eigenanteil zu ergänzen in der Lage waren.

Hier hat man schonmal jede Menge zu tun, denn bei einer Summe von mehreren 100.000 Euro will die Bank Euch nackt sehen! Total! Nach ein paar Wochen hat man aber alles beisammen, schickt es ein und dann fehlt noch ein Viertel, obwohl man sich alle Zettel ganz genau durchgelesen hatte. Weitere zwei Wochen später hat man dann auch den Rest beisammen. Noch zwei Wochen und der Kreditvertrag flattert ins Haus und wiegt knapp unter einem Kilogramm. Viel Kleingedrucktes. Will man nicht wirklich lesen, man hat ja auch soviel zu tun und ist so gestresst - aber sollte man!
Fragen notieren und schnell die Finanzierungsabteilung anrufen und sich alles erklären lassen (was die auch jederzeit geduldig und kompetent getan haben), denn das Kreditangebot mit dem darin enthaltenen Zinssatz für Tilgung, u.s.w. ist nur zwei Wochen lang gültig und je nach allgemeiner Wirtschaftslage kann das bald wieder anders aussehen - Stress!

Und nochmal: Sorgfältig lesen und sich Dinge wie Tilgung genau erklären lassen, wenn man sie nicht weiss! 0.25 Prozent mehr oder weniger sieht nach lächerlich wenig aus, aber bei mehreren 100.000 Euro auf den Monat gerechnet, kann dann schon was zusammenkommen, was als zusätzliche Belastung dann schnell wehtun könnte!

So! Rechtzeitig abgeschickt und ne Woche später kommt die Bestätigung, dass man es jetzt geschafft hat und von nun an "das Geld fliesst". Schön. (Nebenbei: schon 6-8 Wochen rum, noch nix passiert, ausser: dass man ab jetzt 80.000 EUR Schulden (die Zinsen und der Kreditvertag an sich!) bei der Bank hat, auch wenn man nicht baut!)

An dieser Stelle möchte ich auf das Thema Baugenehmigung verweisen!

Vorfreude und leichte Glücksgefühle, während man parallel über Inneneinrichtung nachdenkt und sich erste Musterfliesen schicken lässt - bis hierhin ein Spaziergang im Frühsommer!


Die Baugenehmigung (Teil 1), 02.01.2022

#baugenehmigung

Ja, Formsache, ne?! Dachten wir auch!

Wir waren uns sicher, die Baugenehmigung bis zum Ende des Jahres in den Händen zu halten und dann gleich zu Beginn des nächsten Jahres dann aber so richtig loszulegen, im Frühsommer dann die Bodenplatte und so gegen Herbst dann der Einzug.

Knappe sechs Monate, zahllose Telefonate und schlaflose Nächte später wussten wir es besser!

Tatsache ist: Ohne die Baugenehmigung passiert garnichts. Überhaupt garnichts. Gleichgültig, wo man was unterschrieben hat. Auch bei der Firma nicht. Schlimmer noch: Ohne die Baugenehmigung wird auch nichts geplant! Die beginnen überhaupt erst mit der konkreten Planung und ihrem Vorlauf, wenn die Baugenehmigung vor ihnen liegt!
Wenn man also davon ausgeht, dass es ab der Erteilung der Genehmigung 26 Wochen dauert, bis die Bodenplatte kommt und die Genehmigung lässt wie in unserem Fall sechs Monate auf sich warten, dann ist man plötzlich ein ganzes Jahr später dran. Zwei Wochen, hiess es, ungefähr, dauert das hier oben, bis man die Baugenehmigung erhält. Wenn alles da ist. Versteht sich. Ist ja klar!

Kurze Zeit später Post vom Bauamt. So schnell! Mit äußerster Spannung und Vorfreude rissen wir den Briefumschlag auf:

Tjahahaaa! War natürlich nicht alles da! Es begann erstmal damit , dass das Bauamt feststellte, dass unser Bauvorhaben im Schallschutzbereich Lärmpegel IV liegt, worüber in dem von der Architektin eingereichten Bauantrag ein besonderer Nachweis hätte erbracht werden müssen, der bis dato fehlte. Ebenso fehlten die Bauvorlagen zur Entwässerung, die die Architektin ebenfalls nicht eingereicht hatte. Um Erledigung binnen zwei Monaten wird gebeten, ansonsten gilt der Antrag als abgelehnt! Frag ich mich natülich, wieso die Architektin, die jeden Tag Bau- und Bebauungspläne liest und Anträge einreicht, das vergessen, bzw. übersehen konnte...
Also wieder mit der Architektin sprechen, die das dann erstmal ändern muss und die Firma muss diese Änderungen dann erstmal wieder ordentlich zeichnen und berechnen, bevor die dann wiederum zum Bauamt weitergereicht werden...

Dauer: Dauert. ("Wir beeilen uns!")
Mehrkosten wegen der nun erforderlichen Vierfachverglasung unserer Fenster: 5.570,- EUR

Aber es fehlte noch etwas ganz Entscheidendes:

Schonmal was von Bau-, Wege- und Leitungsrecht gehört? Wir auch nicht. Aber jetzt wissen wir alles darüber!
Aber der Reihe nach:

Fü uns ist das Bauamt in S. zuständig. Die zuständige Sachbearbeiterin, mit der wir zeitweilig in lebhaftestem Austausch standen, war wirklich klasse und hat uns mehr als einmal neben Trost auch Hoffnung gemacht. Denn als wir im sicheren Glauben waren, sämtliche Unterlagen beisammen zu haben und diese nun mit dem Vermerk unvollständig zu uns zurückgekommen waren, machte sie uns darauf aufmerksam, dass ja doch aber ganz wesentlich die Grundbucheinträge fü das Bau, Wege- und Leitungsrecht fehlten, ohne die eine Genehmigung ganz sicher nicht erteilt werden könnte. Über die Erforderlichkeit dieses Umstandes sei sie auch erst nach Durchsicht unserer eingereichten Dokumente gestolpert.

Wie jetzt?

Also: Unser Baugrundstück liegt am Ende einer Anliegerstrasse, die an drei weiteren Grundstücken entlangführt. Jeder Eigentümer der anderen Grundstücke muss uns das Geh-, Wege- und Leitungsrecht überlassen, bzw. im Grundbuch ihres Grundstücks eintragen lassen. Für den Eintrag im Grundbuch ist übrigens nicht das Bauamt, sondern das Grundbuchamt zuständig, aber das nur nebenbei. Damit es dazu kommen kann, benötigt das Bauamt die Namen und Kontaktdaten sämtlicher eingetragenen Eigentümer der anderen Grundstücke. Diese werden dann vom Bauamt angeschrieben und müssen entweder per Notar oder beim ortsansässigen Einwohneramt eine beglaubigte Unterschrift auf den vom Bauamt vorbereiteten Formularen leisten. Wenn alle unterschrieben haben, gehen die Formulare dann wieder zurück zum Bauamt nach S., werden geprüft und danach kann auch die Baugenehmigung erteilt werden. Okay! Klingt überschaubar. Wird es eben einen Monat später. Ist zwar blöd, aber doch nicht so schlimm!
Schade nur, dass es sich bei Haus Nr. 1 um eine Eigentümergemeinschaft handelte, bestehend aus vier (4!) Personen, die allesamt nicht dort wohnhaft waren. Hier galt es erstmal zu recherchieren und Kontakt aus der Ferne aufzunehmen. Bei Haus Nr. 2 war einer der eingetragenen Eigentümer bereits seit längerem verstorben - dies war aber dem Grundbuchamt nie mitgeteilt worden, so dass erstmal der formelle Vorgang des Ablebens nachgewiesen und beurkundet werden musste. D.h., wir mussten die Witwe belästigen und bei ihr um die Sterbeurkunde anfragen, was uns sehr, sehr unangenehm war.
Beim dritten Haus schliesslich handelte es sich um das Haus der Schwiegereltern, bzw. Eltern - geschenkt also. Immerhin das!
Die Eigentümer der Häuser eins und zwei hatten es nicht besonders eilig, die erforderlichen Schritte durchzuführen. Wieso auch - immerhin wollten ja wir was von ihnen und sie hatten dadurch nur Aufwand und Scherereien. Nach der ersten Kontaktaufnahme passierte erstmal einige Zeit garnichts. Was uns zuerst unruhig, dann aber doch auch ziemlich nervös machte!

Inzwischen riefen wir mehrfach bei unserer Sachbearbeiterin in S. an. Ob sie schon was gehört hätte? Ob sie vielleicht schonmal die Unterlagen vorbereiten und auf den Weg bringen könnte. "Bedauerlicherweise nein“, war die mitfühlende Antwort. Was wir denn tun könnten? "Leider nichts", kam zurück, und: "Ich persönlich finde das zwar nicht so gut, aber es gibt auch viele Fälle, wo eine Geldzahlung hilft, um die Prozesse zu beschleunigen...". Noch bevor ich mich wirklich nachhaltiger darüber aufregen konnte, wurde uns erst in diesem Moment wirklich bewusst, dass wir ganz und gar auf Gedeih und Verderb unseren Nachbarn ausgeliefert waren. Wut wich Verzweiflung, denn inzwischen hatten wir schon mehrer Stadien emotionaler Kapriolen hinter uns und ohne die erforderlichen Unterschriften könnte unser ersehntes Häuschen fü immer ein Entwurf bleiben!


Die Baugenehmigung (Teil 2), 27.01.2022

#baugenehmigung

Unterdessen hatte es sich einer der Söhne von Haus Nr. 2 zur Aufgabe gemacht, sich um die Sterbeurkunde seines Vaters zu kümmern. Das gab uns zunächst ein wenig Hoffnung, dass es nun flott(er) vorangehen würde.
Im Übrigen ist es eigentlich so, dass man beim Ableben eines Eigentümers - ähnlich wie beim Abmelden eines Fahrzeuges bei der Zulassungsstelle wegen Verkaufs oder Verschrottung - dieses unmittelbar bei Eintreten des Ereignisses dem zuständigen Amt melden muss, damit der Grundbucheintrag geändert werden kann. Macht natürlich niemand, solange dieser niemand noch dort wohnt und Haus oder Grundstück erstmal nicht veräussert werden soll und es passiert auch weiter nichts, wenn man diese Bürgerpflicht unterlässt...
Parallel dazu hatten wir auch die Eigentümergemeinschaft ausfindig gemacht und angeschrieben, allerdings gab es dort wiederum Bedenken, wie es denn um die Zufahrtsstrasse bestellt sein würde, wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sein würden.
Sichergestellt sein müsste aber in jedem Fall, dass kein einziges Baufahrzeug jemals auf dem Grundstück von Haus Nr 1 auch nur auf die Idee kommen könnte, dort zu wenden. Das würde mit Sicherheit die dort verlegten Pflastersteine der Parkplätze ruinieren.
Mit einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch versicherte ich, dass das kein Problem sei und ich mich darum kümmern würde.
Nach weiteren Gesprächen wollte man aber nun doch lieber eine eidessstattliche Erklärung, dass wir für alle Schäden aufkommen würden, die bei der Zufahrtsstrasse und den Parkplätzen von Haus Nr. 1 in Verbindung mit den Bauarbeiten entstehen könnten. Und eigentlich sei es doch ohnehin gut, wenn gleich die ganze Zufahrtsstrasse erneuert werden würde - schliesslich hat die auch schon 60 Jahre auf dem Buckel und einige Schäden. Vielleicht könne man sich die Kosten ja mit den Firmen teilen, die jetzt für das neue Glasfasernetz die Strasse ohenhin aufreissen und wieder zuteeren müssten.

Hmm. Eine neue Strasse also...

Zähneknischernd liessen wir uns das durch den Kopf gehen, sahen aber recht bald ein, dass dieser Vorschlag gleichzeitig Grundbedingung und Vorraussetzung für die Baugenehmigung war. Immerhin mussten wir kein Geld an die Parteien direkt bezahlen und unterm Strich hätten dann ja irgendwie alle was davon. Zumindest gab es uns das Gefühl, nicht erpresst worden zu sein (oder wir schafften es, uns das zumindest einzureden).
Unsere Zusage verknüpfte ich gleich mit der Bitte, das auch unabhängig von uns mit der Partei Nr. 2 zu kommunizieren, in der Hoffnung, den Prozess so beschleunigen zu können.

Und die Tage vergingen...


Die Baugenehmigung (Teil 3), 04.03.2022

#baugenehmigung

Das Gute an der Strasse ist, dass wir uns erst darum würden kümmern müssen, wenn der letzte LKW das Grundstück verlassen haben würde. Da sich unser Bauvorhaben nun scheinbar endlos nach hinten zu verschieben schien, mussten wir uns zumindest über die Finanzierung jetzt noch keine Gedanken machen. Wir wussten auch nicht und wollten auch erstmal nicht wissen, was so ein kleines Strässchen überhaupt kosten könnte.

Unterdessen hatten wir sämtliche Kontaktdaten beisammen und ans Bauamt übermittelt, die Zusicherung der Bereitschaft der Eigentümergemeinschaft zur Unterschrift und trotz der fehlenden Sterbeurkunde die Sachbearbeiterin mit Engelszungen dazu überreden können, die für die Unterschrift notwendigen Dokumente doch schonmal vorzubereiten, damit alles beim Eintreffen des letzten Dokuments sogleich zur Unterschrift aller Beteiligten losgeschickt werden kann.
Aber genau an dieser Stelle kamen wir nicht vom Fleck.
Schliesslich rangen wir uns dazu durch, auf unsere nette alte Nachbarin mit Samthandschuhen Druck auszuüben, um zu ihrem Sohn durchzudringen. Diese wiederum erklärte uns ganz freundlich , dass sie mit der ganzen Sachen nun garnichts mehr zu tun haben wolle, nein nein, und dass jetzt alles mit ihrem Sohn geklärt werden solle, ja ja.
Also Anlauf genommen und ran ans Telefon!

Ungefährer Auszug eines der etwa 8-10 Telefonate, die wir im periodisch wiederkehrenden Zeitraum von 7-10 Tagen über die nächsten 3 Monate führten:

Er: "Jaaa, das läuft, mit der Urkunde, ich muss bloss noch zu meinem Notar."
"Super! Wann können wir denn damit rechnen?"
"Jaaa, das kriegen wir hin, ich bin nächste Woche in H., da geh ich bei dem vorbei."
"Ah, der Notar ist in H.?"
"---"
"???"
"---"
Schliesslich: "Wann wollt ihr denn bauen?"
Ich, mittlerweile sehr nervös und etwas zu hektisch mit der Antwort: "Nun, so schnell wie möglich, wir brauchen bloss noch die Baugenehmigung, dann kanns sofort losgehen. Ohne die können wir nichts vorbereiten..."
"---"
Tief durchatmen, Ruhe bewahren, gelassen wirken, langsam sprechen: "Hat *** (aus Haus 1) schon mit Dir gesprochen? (mittlerweile waren wir beim Du angelangt) Wegen der Strasse?"
(Um es noch ein wenig komplizierter zu machen: Die Frau des Sohnes aus Haus 2 ist wiederum eine der Eigentümerinnen von Haus 1)
"Jaaa, da weiss ich bescheid."
"Super!"
Laaange Pause, als gäbs nichts zu tun und kein Morgen.
Endlich: "Macht Euch mal keine Sorgen, das läuft alles."

In Wahrheit lief gar nichts. Wut und Verzweiflung und hin und wieder auch ein paar Gläser Wein zuviel zwischen hitzigem Pläneschmieden und Defätismus. Es war sehr schwer auszuhalten.

In dieser Phase musste auch der Nachtschlaf das ein oder andere Mal dran glauben...


Die Baugenehmigung (Teil 4), 04.05.2022

#baugenehmigung

Unterdessen litten nicht nur wir unter der Ungewissheit, auch die Schwiegereltern wurden unruhig. Parallel dazu hatte ich hier oben auch einen attraktiven Job gefunden, der allerdings einen Arbeitsantritt asap erforderte, was wiederum mit sich brachte, dass ich nun Hals über Kopf, ohne eigenes Dach über demselben, meine Zelte in Berlin abbrechen und zu den Schwiegereltern ziehen musste. Die Reaktionen im Freundes- und Bekanntenkreis dazu reichten von Fassungslosigkeit bis tiefem Mitleid.

"Na, da haste aber richtig Bock drauf, ne?!"
"Oh Gott, du Armer!!"
"DAS WILLST DU NICHT!"
"UI!" Pause, dann: "UI!
Tiefer Blick, intensive Berührung: "Da wünsch` ich Dir ganz viel Kraft jetzt!"

Ich fand das nicht fair und wenig hilfreich, hatte ich doch bislang ein ausgesprochen gutes Verhältnis zu meinen Schwiegereltern und war voll positiver Zuversicht. Ich fühlte mich verunsichert.

In der Zwischen- und der freien Zeit, die ich erübrigen konnte, begann ich im schwiegerelterlichen Hause mit viel Elan den Keller als Arbeitszimmer auszubauen, bei jeder Fahrt das Auto bis unters Dach voll mit Sachen, die ich in jedem Fall benötigen würde, ehe das Haus fertig sein würde.

Meine Frau hingegen führte hin und wieder Telefonate mit dem Bauamt und versuchte verzweifelt nach irgendeiner Möglichkeit, das scheinbar Unmögliche voranzutreiben. Eines Tages sagte die Dame vom Amt: "Naja, also wenn der Notar mit der Sache beauftragt wurde, dann würde mir die Zusage des Notars, dass die Sache in Bearbeitung ist, eigentlich auch schon reichen. Damit könnte ich die Dinge auf den Weg bringen."

Flugs also wieder beim Sohn des Hauses Nr. 2 angerufen und diesen Umstand geschildert. Nur anrufen müsse er schliesslich bei diesem, dann könne alles seinen Weg gehen.
"Jaaa, das läuft, ich war schon da, macht Euch mal keine Sorgen..."
Total netter Typ am Telefon, aber ich wollte ihn eigentlich bloss noch anschreien und musste mich sehr beherrschen.

Und sie verrann, die Zeit...

Als die Schlaflosigkeit nun auch die Schwiegermutter erfasste, hatte die eines Morgens einen Impuls, für den ich auch lange danach noch dankbar bin: Sie rief einfach eines Morgens den Sohn aus Haus Nr. 2 an und sagte: "Du sag mal, wie hiess denn nochmal Euer Notar?"
Und: ZACK! Da hatten wir den Namen! Und auch schon die Telefonnummer gegoogelt und dort angerufen.
Der wusste von garnichts! Der Sohn aus Haus Nr. 2 war nie dort eingelaufen und hatte auch bislang noch nicht dort angerufen! Unmöglich zu schildern, was das mit uns machte!
Schliesslich baten wir den Notar, sich doch bitte seinerseits mit dem Sohn des Hauses Nr. 2 in Verbindung zu setzen und dessen Zustimmung zum Einleiten des Vorgangs einzuholen - selbstverständlich übernähmen wir sämtliche Kosten, ist doch klar...

Und ein paar Tage später meldete sich der Notar bei der Dame vom Bauamt. Wir hätten beinahe geheult!


Die Baugenehmigung (Teil 5), 08.06.2022

#baugenehmigung

Beinahe sechs Monate waren vergangen und obwohl es mit dem Hausbau noch keinen Millimeter vorangegangen war, war total viel passiert und wir hatten eigentlich schon genug vom Hausbau. Mehr als einmal sagten wir uns gegenseitig: "Hätten wir das gewußt - wir hätten es nicht gemacht."

Nebenbei waren wir mittlerweile auf die Architektin und alle anderen so richtig schlecht zu sprechen, die uns beraten hatten, unsere Pläne und Bebauungspläne kannten und uns nicht auf die Möglichkeit von Schwierigkeiten diesbezüglich hingewiesen hatten. Ich meine, wir bezahlten diese Leute dafür, das sie die Dinge für uns auf den Weg bringen und erwarteten, dass sie uns natürlich auch bei den Dingen beraten, von denen wir keine Ahnung haben, die aber deren tägliches Brot sind. Ich nenne das Unterlassung oder Nachlässigkeit - in jedem Fall aber ist es unprofessionell!

Unsere schlechte Laune muss dann auch bei den Gesprächen zu Detailfragen rund ums Haus bei der Firma durchgedrungen sein, denn kurz darauf rief uns unser Holzhausfachberater an, der sehr gut über alle Details unseres Casus informiert war und sich nach unserer Stimmung erkundigte. Wir hatten dann auch kurz darauf ein ausführliches ZOOM-Meeting mit ihm, wo wir nicht an Kritik sparten. Das alles liess er sehr tapfer über sich ergehen.

Jetzt drängelten wir nochmal beim Bauamt. Jetzt, wo doch alles beisammen, bzw. auf dem Weg war, könnten doch die Unterlagen zur Unterschrift doch schonmal in die Post gegeben werden - schliesslich hatten wir ja auch noch dafür zu sorgen, dass alle Parteien nun auch wirklich noch im Amt vor Ort unterschreiben und dann musste das Ganze ja wieder zurück ans Bauamt in S.
Ja, das sei jetzt kein Problem mehr, morgen werde alles auf den Postweg gebracht, wurde uns versichert.
Wir sofort die beteiligten Parteien angerufen und gesagt, dass es jetzt sehr bald losgehe - sie würden dann vom Amt informiert, wenn die Unterlagen da seien.

Und wieder geschah garnichts. Zwei Wochen lang. Wir wurden fast verrückt!
Wieder anrufen beim Bauamt. Dort schwor man uns, dass die Unterlagen vor zwei Wochen zur Post gegeben worden seien.
Nun, sie waren aber einfach nicht da! Ich fragte mich, ob man beim amtlichen Postverkehr wieder den berittenen Boten eingeführt hatte, der vielleicht einfach vom Weg abgekommen war. Vor Ort im Bauamt waren sie auch nicht mehr. Also erklärte sich die Dame vom Bauamt bereit, die Unterlagen erneut auszufertigen. Die Schwiegermutter erklärte sich bereit, die Unterlagen persönlich abzuholen und ins Amt vor Ort zu bringen, damit auch garantiert nichts schiefgehen könne.
Beim Amt vor Ort wurden wir ebenfalls vorstellig und alarmierten die dortigen Sachbearbeiter und schilderten die Dringlichkeit unserer Situation. Dort versprach man, uns anzurufen, sobald alle Unterschriften geleistet worden wären. Das Telefon schwieg.

Uns plötzlich, eines Tages, ohne weitere Vorankündigung, lag sie einfach im Briefkasten. Die Baugenehmigung!

"Ach! Die Baugenehmigung ist da!"
"Echt? Aha!"
"Ja. Meine Mutter hat gerade angerufen, total aufgeregt."
"Cool."
"Ja. Endlich."
"Ja."
"Soll ich vielleicht nen Sekt aufmachen?"
"Weiss nicht..."
"Okay..."

Wir hatten zuviel durchgemacht, um uns richtig freuen zu können...


Verzugs- und Bereitstellungszinsen, 15.07.2022

#bereitstellungszinsen

Das halbe Jahr des Wartens auf die Baugenehmigung hatte sehr an unseren Nerven gezerrt - nun war die Baugenehmigung zwar endlich da, doch wir mussten nun weitere 26 Wochen ausharren, bis die Bodenplatte kommen würde, da dies schlicht die übliche und von vorneherein kommunizierte Dauer war, die die Firma zur Einhaltung unseres Bauvorhabens benötigte.
Hatten wir am Anfang täglich nach Fliesen, Farben und Ideen zur Inneneinrichtung geschaut und wirklich tolle Pläne in der Schublade, waren diese Bestrebungen im Hickhack um die Baugenehmigung (und ob unser Vorhaben überhaupt durchzuführen sein würde) unterdessen vollständig zum Erliegen gekommen. Die Warterei entmutigte uns und liess uns nun einfach unserem Tagesgeschäft nachgehen, was an sich schon aufregend genug war, denn ich war ja nun schon im April 2022 umgezogen, hatte einen neuen Job begonnen und mich mental darauf eingestellt, deutlich länger als geplant bei den Schwiegereltern zu wohnen.
Unterdessen war die Berliner Wohnung mit viel Krafteinsatz und unter Opferung des Jahresurlaubs abgewickelt und meine Frau war nun ebenfalls im (schwieger)elterlichen Hause angekommen, wo wir es uns in einem winzigen Gästezimmer behaglich zu machen versuchten, was uns auch recht gut gelang. Allerdings dachten wir in dieser Zeit kaum noch an das Haus, zumal die Firma bei einem der letzten Gespräche darauf hinwies, dass die 26 Wochen kaum einzuhalten seien, da es aufgrund vielfältiger Probleme zu Verzögerungen komme...
Klar, was hätten wir da auch noch einwenden sollen: Pandemie, Krieg und massive Roh- und Baustoffknappheit allerorten, in der Zeitung las man von "explodierenden" Kosten allüberall - vor allem aber in der Baubranche...

"Hätten wir das bloss nicht gemacht" kam uns mehrmals über die Lippen, wenn wir dann doch zwischendrin mal an das Haus dachten.

Und ganz plötzlich fiel uns siedend heiss ein, dass nun noch ein weiteres Problem auf uns zurollte: Die Bereitstellungszinsen, mit denen wir ja nie gerechnet hatten, da das Haus ja im Sommer 2022 bereits fertig hätte sein sollen... Hektisch wühlten wir in unseren digitalisierten Unterlagen: Das stand es: 0,15 Prozent der Kreditsumme monatlich!
Und: Im Hinterkopf hatten wir auch noch, dass nach einem Jahr nach Vertragsabschluss bei der Firmaein bestimmter Prozentsatz an Verzugszinsen fällig würde, wenn das Bauvorhaben bis dahin nicht begonnen worden war. D.h.: bis es losging, sollten wir insgesamt um die 1200,- EUR monatlich zahlen und all die schönen Pläne, Geld zu sparen, da wir im Moment keine Miete zahlen mussten, waren futsch.

Bei der Bank konnten wir wenig ausrichten, das war uns klar, aber bei der Firma schon, denn die sicherten ja immerhin die 26 Wochen als Zeitrahmen bis zum Baubeginn ab Vorlage der Baugenehmigung zu. Also wandten wir uns an unseren Holzhausfachberater, der bei dem Thema etwas nervös zu werden schien, aber versprach sich darum zu kümmern und zwar eindringlich und man werde da eine Lösung finden, ganz bestimmt!
Ein paar Wochen vergingen...


Der Bauko kommt..., 30.07.2022

#bauko

...und hat Gefühle!

Plötzlich flattert ganz unspektakulär die Freigabe zur Vorbereitungsphase per Email bei uns rein, heisst: Jetzt gehts los!

Wie? So plötzlich?

Offenbar hatten wir uns ausreichend genug beschwert und unser Holzhausfachberater hatte Wort gehalten und tatsächlich sein bestes Wort für uns eingelegt.

Jetzt Unterschriften leisten und Termine machen: Mit dem Baukoordinator (von allen zärtlich Bauko genannt) und dem Inhouse-Projektleiter bei der Firma. Dann kommt der Bauko vorbei, guckt sich das Grundstück an, misst aus und kooridiniert, während wir uns zurücklehnen und entspannt den Fortgang unseres Bauvorhabens mitverfolgen!

Nein, so läuft es nicht (nicht ganz, genau genommen sogar komplett gegenläufig), aber jetzt passiert endlich was! Das Problem dabei: In dem Moment, wo der Bauko vom Hof fährt, passiert eigentlich alles auf einmal und man lernt in geometrischer Geschwindigkeit ganz viele neue tolle Worte (Grundleitungsplan, Lückenbebauung, Ringerder, Erdarbeiter, Fallrohr, Feinplanum, Drehstrom, MSA (Mehrspartenanschluss, nicht mittlerer Schulabschluss!), Heizkreisverteiler, Strangentlüfter, Funktionspotentialausgleichsleiter, gewerkefertig, Feinabsteckung, Wassertasche, Kniestockhöhen) und muss sich nun plötzlich um sehr viele Dinge auf einmal kümmern, von denen man bis hierhin noch gar nichts wusste (An dieser Stelle möchte ich gerne auf den Beitrag unter dem Hashtag bauseits verweisen).

Eigentlich bräuchte man jetzt Urlaub, aber der war ja schon für den Umzug aus Berlin draufgegangen. Man braucht also recht viel Kraft und die eben auch noch nach Feierabend! Der Netflix-Account kann jetzt guten Gewissens in den vorzeitigen Winterschlaf geschickt werden, denn jetzt brennt nicht nur der Baum, sondern der Wald und das Binge-Watching von Do-It-Yourself-Youtube-Videos ist angesagt!

Aber der Reihe nach und erstmal zwei Schritte zurück:
Da kam er vorgefahren, am vereinbarten Termin, 15 Minuten zu früh. Der Bauko: Heilsbringer, Halbgott, Mastermind! (Den Eindruck hatte man jedenfalls, wenn die Firma oder unser Hausholzfachverkäufer von ihm sprach)
Die Schwiegermutter hatte Kuchen gebacken, hielt Kaffee bereit und war nun ebenso aufgeregt wie wir.

"Ja, das wird eng!", begrüsste er mich, ein grosser, hagerer Mann fortgeschrittenen Alters mit lustigen, wachen, aufmerksamen Augen und etwas hakeliger, umständlicher Körperlichkeit. "Hier ist ja überhaupt kein Platz!, ja? Aber ich bin ja zu früh - gehen Sie ruhig wieder rein, ja? Ich seh mich mal um und messe bisschen aus, ja? Dann komme ich zu Ihnen."

"Wie? Was? Oh Gott! Eng? Wieso?!?! Shit, shit shit!", ging es mir durch den Kopf! Meine Frau war an dem Tag nicht da, bzw. kam erst später und mir wurde ganz flau im Magen.

"Vielleicht gehen wir mal kurz aufs Grundstück?" Guckte er wenig später durch die Tür.

Nüchtern aber dabei mild und freundlich: "Was ist denn mit der Hütte da?"
"Öh, das ist die Gartenhütte, die soll da eigentlich bleiben...", antwortete ich.
"Die muss weg da, ja? Da ist kein Platz." (Ganz freundlich)
"Naja, wir hatten gedacht, wir könnten sie ein paar Meter weiter nach hinten an die Grundstücksgrenze setzen!", sagte ich vorsichtig.
"Ist nur so ein Gefühl, aber so wie die aussieht steht die da schon ein paar Jahre, ja? Wenn Sie die anheben, bricht die Ihnen direkt weg. Ja? Ja?!"
Ich schwieg ratlos.
"Ist nur so’n Gefühl, wie gesagt, nur ein Gefühl!", dabei betonte er das Wort Gefühl so merkwürdig, so als würde er eigentlich Schmerz meinen und auch sagen wollen.
"Okay!", sagte ich. "Kein Problem."
"Was ist mit dem Carport hier vorne?"
"Das? Ähh!"
"Das muss weg, da ist kein Platz, da muss das Gerüst hin, ja? Sie müssen sich das so vorstellen: Hier ist ja überall das Haus und dann brauchen wir noch 3 Meter drumherum für das Gerüst. Also hier muss alles weg, ja? Alles! Der Garten wird hier einmal komplett auf links gedreht!" Dabei strahlte er übers ganze Gesicht, lachte beinahe und sagte mehrmals: "Ja? Ja?"
"Und das Beet da hinten?", fragte ich vorsichtig. "Mein Frau wollte da gerne!"
"Ja, muss weg!", unterbrach er mich. " Komplett! Wie gesagt: Einmal auf Links das Ganze! Ja? Ja?"
Ich konnte ihm nicht widersprechen!
"Gehen wir rein? Und fangen an, ja?"
"Ja, äh, es gibt auch Kaffee und Kuchen", sagte ich etwas unbeholfen.
"Sehr gut!", entgegnete er, bester Laune, dynamisch Richtung schwiegerelterlichen Haus gehend, dabei ein Bein leicht nachziehend, als hätte er eine seit Langem bestehende Hüft- oder Knieverletzung.

Ich mochte ihn, aber ich hatte auch Angst vor dem, was jetzt folgen sollte!

In den nächsten drei Stunden gingen wir alles minutiös durch und mir rauchte der Kopf vor lauter neuen, nie gehörten Informationen. Pläne wurden angeschaut, Protokolle geschrieben und unterschrieben, damit auch nichts vergessen wird und eine ToDo-Liste für den Bauherrn wurde erstellt (erneut verweise ich an dieser Stelle auf den Beitrag #bauseits).

Das alles garniert mit sehr freundlichen Drohungen, dass wenn zu den jeweiligen Abnahmeterminen die entsprechenden Vorgaben nicht aber hundertprozentig umgesetzt worden sein sollten, es dann in jedem Fall zu happigen Verzögerungen kommen werde, ja?

Und er bräuchte dann jetzt auch noch die Ansprechpartner und Adressen der Gewerke, sowie des Bauleiters!
Wir hatten einige Tage zuvor die vom Holzhausfachberater empfohlene Firma (die sämtliche Gewerkearbeiten übernehmen sollte) kontaktiert und warteten bloß noch auf die jeweiligen KV’s - hier konnte ich also schonmal lässig Punkten!

"Ja, die sind sehr gut", sagte er. "Zwar ein bisschen teurer, aber machen sehr gute Arbeit!"
"Na, gucke!", dachte ich da noch.
"Und wer macht die Bauleitung? Die Architektin?"
"Auf keinen Fall!", entfuhr es mir. Ich schilderte die Versäumnisse und Unterlassungen derselben.
"Ahja, okay, ja?", sagte er erwartungsvoll, aber auch mit leichter Sorge imBlick.
"Äh wir haben jetzt noch niemanden, aber ich habe gehört, das geht auch ohne", entgegnete ich, ahnend, dass meine Antwort nicht akzeptiert werden würde.
"Nein, den brauchen Sie, ja? Das ist vorgeschrieben!"
"Wissen Sie denn niemanden?", fragte ich.
"Nein, das geht nicht, Sie brauchen da jemanden unabhängigen, ja? Auch zur eigenen Sicherheit."

Er wirkte irgendwie auch immer ein wenig belustigt darüber, wie naiv wir waren.


Badefreuden, 02.08.2022

#badefreuden

Gestern auf Shoppingtour in der Badausstellung gewesen…
Das ist ganz angenehm, weil unaufwändig mit dem Sanitär/Heizungsbetrieb verknüpft: Man geht in die Badausstellung, wählt seine Keramik und Armaturen und die Badausstellung übermittelt das dann an den ausführenden Sanitärbetrieb. Kaufen kann man dort nichts - das ist ein Grosshandel für die Installateurbetriebe. Dazu gibt es meist auch noch eine sehr gute Beratung, die sich Zeit nimmt und den Gast mit Kaffee versorgt. Und man kann auch hier wieder sehr viel Neues dazulernen:

  • Ãœber Beschichtungen beispielsweise, die heute erforderlich sind, da früher Blei mit in die Keramik verarbeitet wurde, was diese unempfindlicher gegen Verschmutzungen machte. Kostet natürlich extra. Geht auch ohne - sieht dann aber nicht gut aus, nach kurzer Zeit.
  • Das man für einen einfachen Wasserhahn mühelos auch mehr als 1000,- Euro ausgeben kann.
  • Das ein Spülkasten, der niedrig angebracht werden muss, weil er ggfs. direkt unter einem Fenster sein soll (wie bei uns), eine spezielle Kloschüssel erfordert, da ein Teil des Spülwassers ansonsten aus der Toilette herausspritzt.
  • Wie kompliziert Abflussrinnen für Duschen sein und im ungünstigsten Fall die gesamte Zwischendecke fluten können.

Wenn Sie Geld sparen wollen, gehen Sie nicht dorthin! Gehen Sie in den Baumarkt und machen es selbst!

Aber das wollten und konnten wir auch gar nicht. Ausserdem hatten wir in den vergangenen Mietwohnungen stets soviel Pech mit den sanitären Anlagen gehabt, dass wir in unserem eigenen Haus auf jeden Fall das für uns perfekte Bad haben wollten. Wir hatten sehr genaue Vorstellungen, wie was aussehen und funktionieren sollte. Klar war z.B.:

  • Niemals wieder auch nur irgendwo weisse Standardkacheln oder -fliesen, die wir bereits den Großteil unseres Daseins hatten anschauen müssen
  • Keine Dusche, bei der man nicht wirklich duschen kann, weil danach alles überschwemmt ist und duschen = wischen bedeutet. Oder eine Dusche, die nur ein schmales Rinnsal von sich gibt, so dass man eine Viertelstunde braucht, um sich das Shampoo aus dem Haar zu spülen, während der Rest des Körpers auskühlt
  • Keine billigen Armaturen, die wackeln, obwohl sie starre Armaturen sind und bewegliche viel besser gewesen wären
  • Keine Toiletten mit wackeligen WC-Sitzen und unzureichenden Spülmechanismen, die hängenbleiben und dann durchgängig laufen
  • keine lausigen Unterschränke aus billigstem Pressspan mit weissem Billigfurnier, die nach kurzer Zeit aufquellen und aussehen, als hauste man in einer Notunterkunft
  • tolle flexible Beleuchtung, in der man auch sehen kann, was man da gerade rasiert - aber auch die Möglichkeit, es schön schummrig zu haben, um nicht genau zu sehen, was einem im Spiegel da entgegenblickt
  • eine insgesamt leichte Spa-Atmosphäre sollte es schon haben

Wir wussten, dass es nicht billig werden konnte.
Und es gibt tolle Sachen in dem Bereich. Für wirklich jeden Geschmack. Und tolle Inspirationen, wenn Sie sich vielleicht noch nicht sicher sind, wohin die Reise gehen soll. Für das Erlebnis würde ich Ihnen raten, währenddessen nicht nach den Preisen zu fragen - erst ganz am Schluss - aber dann haben Sie doppelte Arbeit, weil Sie dann wieder von vorne anfangen müssen - es sei denn, Geld spielt überhaupt keine Rolle. Doch es gibt beinahe immer eine Alternative, die gleiches leistet und optisch ebenso ansprechend ist, allerdings nur die Hälfte kostet. Das ist dann bei Markenprodukten (bei einigen Herstellern allerdings mit lebenslanger Garantie) immer noch knackig, aber es ist ja fürs eigene Haus und da soll alles eben besser sein, weil es ja eben auch gefühlt ein Lebensprojekt sein soll. Dazu aber eine kleine grundsätzliche Anmerkung: Natürlich kalkuliert die Firma mit den jeweils billigsten Komponenten in ihrem Angebot, um natürlich den geschätzten Preis für den Endkunden so gering (und damit so attraktiv) wie möglich zu halten.
Natürlich machen das die ausführenden Gewerke in ihren KVs ebenso.
Natürlich wird es dann immer teurer als vorher gedacht.

Wenn dann allerdings einige Tage später die Kostenaufstellung der ausgewählten Komponenten ins Haus flattert, sollte man sitzen! Uns verschlug es den Atem, meine Frau stürzte sofort an den Rechner, um die Preise zu prüfen und nach billigeren Alternativen zu recherchieren. Klar, dass man irgendwo im Netz die Sachen auch um einiges billiger findet, allerdings kann man sie nicht anfassen vorher und bekommt auch keine Beratung dazu. Und keinen Kaffee.
Jedenfalls war das jenseits unserer Möglichkeiten und wir würden einiges ändern müssen. Wir strichen also ein paar Posten wie beispielsweise die Handtuchhalter und riefen unseren Installateur an, um ihm zu sagen, dass das so mit den Preisen für uns nicht machbar sei. Mit Sicherheit teilen sich Installateur und Grosshandel einen Teil des Gewinns. Und der war durchaus gesprächsbereit und gab uns einiges an Preisnachlass. Es war zwar immer noch viel Geld, aber nun hatten wir das Gefühl, gut dabei weggekommen zu sein, ohne dass der Installateur würde hungern müssen.


Der Bauleiter, 15.09.2022

#bauleiter

Noch immer hatten wir keinen Bauleiter und der Zeitpunkt für die Legung der Bodenplatte rückte stetig näher. Die Recherchen im Internet zu dem Thema verliefen zäh und fruchtlos: Es gab kaum Bauleiter, die ihre Dienste im Internet anboten. Einen hatten wir schliesslich ausfindig gemacht, der war auch total nett am Telefon und wollte alle Unterlagen und Kostenvoranschläge sehen und hat sich dann trotz mehrfacher Rückfrage nie wieder bei uns gemeldet.

Inzwischen waren wir schon beim Heizungsinstallateur und dem Elektrobetrieb vorstellig und handelseinig geworden, wobei letzterer den anderen schon kannte und mit ihnen zusammengearbeitet hatte, als ich diesen am Ende unseres Gespräches fragte, ob er uns nicht diesbezüglich einen Tip geben könne, wir wüssten nicht mehr weiter, denn ich dachte: "Wenn alle alle kennen und schon zusammengearbeitet haben, dann muss doch bei diesen Bauvorhaben auch irgendjemand die Bauleitung gemacht haben…" und ZACK! - kam er mit dem Namen eines Architekten um die Ecke. Ich direkt angerufen, doch er machte mir schnell klar, dass er das im Grunde nicht machen wolle, er habe ohnehin schon alle Hände voll zu tun und würde das gar nicht schaffen. Dann erwähnte ich wiederum all die beteiligten Gewerke ("Ach, der Stefan!", entfuhr es ihm) und als ich ihm sagte, dass uns der Elektroinstallateur empfohlen hatte, sagte er: "Na gut, wir können uns kommende Woche treffen. Kommen Sie nächsten Mittwoch um 16:00 Uhr vorbei und bringen alles mit."

"Ich kann Ihnen auch vorher schon alles per Mail schicken", sagte ich.
"Nein, bloss nicht!", erwiderte er, "Ich habe ohnehin keine Zeit, mir das bis dahin anzugucken!"
"Au weia!", dachte ich.

Zur Info: Es gibt Bauleitung und Bauleitung. Nicht nur im Sinne von gut oder schlecht, sondern vor allem in Bezug auf den Umfang derselben. Wenn Sie eine Bauleitung haben möchten, die sich um alles kümmert, dann kostet Sie das in etwa 30 Prozent der Bausumme. In unserem Fall dachten wir naiverweise, das macht die Firma, doch der Baukoordinator von der Firma kümmert sich im Wesentlichen nur um die Bauabschnitte, die für das abzuarbeitende Pflichtenheft von der Firma relevant sind (nochmalige Erinnerung an dieser Stelle auf den Beitrag mit dem Hashtag bauseits!). Ansonsten macht der Bauleiter nur die Abnahmen der einzelnen Bauabschnitte und die eigentliche Bauleitung liegt bei Ihnen. Wie wir schnell feststellen konnten, ist das aber im Grunde ein Vollzeitjob. (Auf den man freilich nicht vorbereitet worden ist.)
Also: Gute Nacht, Marie! - und kein Nachthemd an!…Ab jetzt neben Youtube-Videos auch noch erweiterte Bürotätigkeit!

Wie stets bei solchen Termin war ich viel zu früh dran - aus Angst, auf keinen Fall zu spät zu kommen! Also noch mal um die Ecke gefahren, raus aus dem Ort, rein in den nächsten, wenden und wieder zurück!
"Nicht gerade umweltbewusst, mein Freund, aber Holzhaus wollen, ne?! Jaja!", dachte ich kurz mit mir selbst.

Ein Herr im allerbesten (also meinem) Alter, mit ebenso wachen flinken Augen, wie die des vormals erwähnten Baukoordinators öffnete die Tür und bat mich in ganz leiser, bescheidener Weise hinein: "Sie müssen Herr Ermer sein! Bitte, treten Sie ein! Hier entlang, bitte!"
Ich betrat ein kleines, unaufdringlich und sehr ordentlich eingerichetes Büro und wir nahmen an einem Tisch Platz. Zuerst erfragte er alle möglichen Basisdaten - vor allem was nächste und feststehende Termine betraf, notierte alles penibel und bat mich dann um die mitgebrachte Baugenehmigung. Diese ging er dann mit mir in den kommenden anderthalb Stunden ebenso penibel durch und ich dachte während der ganzen Zeit: "Bitte, bitte, sag ja und mach die Bauleitung für uns - ich habe wirklich nicht die allergeringste Lust mich wieder auf die Suche zu machen und hier stimmt doch einfach alles!"
Tatsächlich wusste der Mann, wovon er sprach und brachte darüberhinaus auch noch sehr viel Erfahrung mit. Das alles garniert mit einer feinen, freundlich-sachlichen lächelnden Unaufgeregtheit. Darüber hinaus betonte er mehrfach, dass er sehr viel Wert auf Einigungen lege und man die Dinge meist auch ohne einen Anwalt einzuschalten würde klären können, falls denn mal Schwierigkeiten aufträten (vermutlich war ich in einigen Schilderungen des aktuellen Status zu emotional gewesen). Denn klar müsse sein: Rechtliche Schritte könnte man immer gehen - aber dann steht alles still, bis das geklärt ist und dieses kann auch mal mehrere Jahre dauern - in der Regel wolle man dies nicht. Ich konnte selbstverständlich nur zustimmen.
Zwischendrin gab er immer mal wieder die ein oder andere kleine, aber feine Anekdote zum besten und betrachtete währenddessen sehr aufmerksam meine Reaktion darauf. Ich glaube, er wollte einfach ganz genau in Erfahrung bringen, mit wem er sich da einliess.

Am Schluss sagte er:"Sie haben das alles auch digital, sagten Sie?"
"Ja.", erwiderte ich.
"Gut! Ich werde Ihnen im Laufe dieser Woche noch mein Honorarangebot schicken und wenn wir uns einig werden, können Sie mir die Unterlagen dann ja zumailen."
"So machen wirs!" sagte ich, stieg in mein Auto und fuhr mit einem sehr guten Gefühl wieder zurück.

Wenige Tage später flatterte sein Honorarangebot ins Haus, das ziemlich genau dem entsprach, womit wir gerechnet und was wir im Vorfeld bereits recherchiert hatten. Wir sagten zu!


Der Wasserverband Nord, 04.10.2022

#wasser

"Na, Sie haben ja Abenteuerliches vor!", begrüsste der Herr vom Wasserverband Nord meine Frau am Telefon.
"Wieso?", hakte meine Frau vorsichtig nach.
"Da läuft eine Wasserleitung mitten durch Ihr Grundstück. Genau da, wo Sie Ihr Haus bauen möchten. Die müssen wir umlegen."
Schlagfertig und ohne weitere Details zu erfragen, fragte meine Frau: "Und wann können Sie das machen?"
"Heute Nachmittag kommt ein Kollege vorbei und guckt sich das an.", erwiderte der Herr vom Wasserverband.

Der Grund des Anrufes vom Wasserverband resultierte aus der Verpflichtung, mindestens zwei Wochen vor Baubeginn den Wasserverband Nord vom Baubeginn in Kenntnis zu setzen und eine Versorgung mit Trinkwasser zu beantragen. Und dabei ist dem Wasserverband aufgefallen, dass wir unser Haus genau dort hinstellen wollen, wo eine Wasserleitung langläuft, die die umliegenden Gebäude mit Trinkwasser versorgt.

"Aber wieso fällt denen das erst jetzt auf?!", rief ich empört!
"Kann gar nicht sein.", sagte die Schwiegermutter noch. "Wenn da eine Leitung wäre, wüsste ich das. Die Leitungen kommen alle von dem Haus gegenüber. Das hätte ich ja mitbekommen, wenn die da eine Leitung gelegt hätten - wir wohnen ja schon 40 Jahre hier."
"Das hätte doch schon im Bauantrag auffallen müssen!", echauffierte ich mich weiter! "Das hat doch die Architektin wieder verbockt!" Jetzt kam ich richtig in Fahrt! "Das kann ja wohl nicht angehen! Ich meine, hat die überhaupt was gemacht, ausser das Haus in den Grundstücksplan zu kritzeln?!"

Jetzt nahmen wir uns erstmal minutiös den Bauantrag vor, was ich bereits kurz zuvor mit dem Bauleiter getan hatte. Nichts. Kein Netzplan. Aber ein vom Wasserverband Nord genehmigter Entwässerungsplan, welcher laut Bauleiter in der Praxis äusserst fragwürdig war, da wir damit praktisch den schwiegerelterlichen Keller dauerhaft feucht halten würden und der daher von diesem neu geplant werden würde. Auf dem Entwässerungsplan war zwar das Abwasser verzeichnet, aber von Frischwasser keine Spur. Bis heute ist mir nicht klar, wieso der zuständige Versorger in einem solchen Fall lediglich seine Abwasserleitung prüft, wenn er doch auch für das Frischwasser zuständig ist. Ich verstehe das zwar vom Vorgang der Antragstellung, nichtsdestotrotz handelt es sich aber doch um dasselbe Bauvorhaben. Hätten wir das nur geahnt - wir, bzw. die entsprechenden Versorger hätten monatelang Zeit gehabt Leitungen umzulegen...

Wir waren fassungslos! Und auch nicht mehr fehlertolerant in Bezug auf die Architektin, die uns das eingebrockt hatte. Sofort geht da ja auch ein Film im Kopf los: Was, wenn der Wasserverband derzeit gar keine Kapazitäten hat, die Wasserleitung zu verlegen und das zwei, drei Monate dauert? Unsere gesamte Planung wäre hinfällig! Wer zahlt die Verlegung eigentlich? Wir ja wohl nicht?! Wer kommt für die anfallenden Verzugs- und Bereitstellungszinsen deswegen auf? Aber wohl ja doch mal auf gar keinen Fall wir, nicht wahr!? Oder? Doch? Nicht? Wie? Ja?

Und ZACK! Bei meiner Rechtsschutzversicherung angerufen. Diese hatte ich abgeschlossen, als wir uns zum xten Mal mit der alten Hausverwaltung über eine Mietminderung wegen chronisch verstopfter Sanitärleitungen aufgrund unterlassener Strangsanierung gestritten hatten. Und ich finde sowas eklig und spiessig und wollte eine Rechtsschutzversicherung eigentlich nie haben - andererseits befinde ich mich nun in einem Alter, in dem ich meinen Schlaf brauche und Ärger, der einem nachts durch den Kopf geht meiner Gesundheit sicher nicht zuträglich ist. Jemanden gleich mit Klage zu drohen, finde ich das Allerletzte, aber nun war ich selbst soweit:

"DIIIIIIIEH wird sich jetzt aber wundern!", tobte ich, im Kopf bereits einen süssen, gross angelegten Vergeltungsfeldzug gegen die Architektin planend.
"Auf jeden Fall!", pflichtet meine Frau mir bei! "Das kann nicht sein!"

Bei der Rechtsschutzversicherungshotline erfuhr ich dann, dass Baurecht grundsätzlich nicht versichert sei, obwohl ich schon die tollste Ausbaustufe habe, man mich aber gern für eine erste Beratung mit einem Fachanwalt verbinden würde.

"Aha. Hm. Okeee...", dachte ich.

"Kein Problem, Einwurfeinschreiben mit Aufforderung zur Anerkennung der Haftung im vorliegenden Fall mit einer Frist von 14 Tagen bis zum 29.10., ja?", sagte der Fachanwalt gelangweilt und routiniert, der kein Problem sah, wieso wir nicht Recht bekommen sollten, sollte es zum Äussersten kommen.

Flugs unseren frischrekrutierten Bauleiter angerufen und ihn informiert, mit dem Brustton der Empörung im Gepäck!
Der brachte das Auto erstmal sanft zum Stehen: "Der Netzplan ist erstmal kein Bestandteil der Baugenehmigung. Die Architektin war in Ihrem Fall nur für die Baugenehmigung zuständig. Die Einholung des Netzplanes ist Aufgabe des Bauherren. Manchmal auch des Tiefbauers, wenn es denn losgeht."
Meine Enttäuschung war massiv. Ein bisschen schämte ich mich auch, aber primär war ich enttäuscht, so völllig falsch gelegen zu haben. Und frustriert war ich auch.

"Woher soll man das denn wissen?! Woher denn?!" rief ich klagend abwechselnd zur Zimmerwand und dann zu meiner Frau hin.

Gut, jetzt wieder Mund abputzen und nach vorne schauen. Es war ja unterm Strich egal, wer einem diese Information wann hätte geben können und sollen - irgendwie musste es ja weitergehen. Ich musste zur Arbeit und meine Frau musste sich nun also um den Herren von Wasserverband kümmern.
Und die waren erste Sahne mit Zucker obendrauf!
Nachdem der zuständige Wasserverbändler einige Stunden später (Lichtgeschwindigkeit für eine Behörde!) erschienen war und bei der Grundstücksbegehung sagte, dass er gar keine Leute dafür frei hätte und dass das auf jeden Fall einen Monat dauern würde, gerieten meine Frau und meine Schwiegermutter dermassen in Verzweiflung und Rage dass sie Stereo auf ihn einplapperten, bettelten, rangen und flehten, so dass dieser schliesslich sagte: "Naja, die Maschine, die wir dafür brauchen ist zufällig gerade im Ort - ich frag mal den Kollegen, vielleicht klappts ja früher."

Später am selben Nachmittag noch standen sie vor unseren Tür und begannen mit den Verlegearbeiten. Ewiger Dank dafür!

An dieser Stelle wäre dies das perfekte, friedliche Kapitelende (gewesen), aber natürlich lief auch das nicht ganz so glatt, wie es eigentlich hätte laufen sollen: Während die Wasserverbändler eifrig den Asphalt aufbaggerten, stiessen sie unweit der ursprünglich verlegten Frischwasserleitung auf die Gasleitung, die ebenfalls quer durchs Grundstück führte. Und jetzt waren wir wirklich am Boden! Aber dafür haben wir nun einen Cliffhanger...


Die Gasleitung, 14.10.2022

#gas

Der Wasserverband benötigte für die Verlegung der Frischwasserleitung gut eine Woche, wobei tatsächlich immer 5-6 Tiefbauer vor Ort waren und den ganzen Tag Asphalt und Garten umwälzten. Dasselbe auch bei der Nachbarin aus Haus Nummer 2 - es handelte sich ja um dieselbe Leitung! Hier waren erstmal ein grosser Blumenstrauss und viele nette Worte fällig. Wenn es schon so losging, bevor es überhaput richtig angefangen hatte, wollten wir zumindest versuchen, es uns bei den Nachbarn (und speziell bei dieser, die ja schon einiges hatte mitmachen müssen) nicht zu verderben.
Am zweiten Tag trafen die Erdarbeiter auf die Gasleitung, die glücklicherweise dadurch nicht beschädigt wurde, stellten erstmal alle weiteren Arbeiten ein und besorgten sich umfangreiche Netzpläne. Da die an der Quelle saßen, war das eine Sache von einer guten Stunde. Wenigstens hatten wir jetzt alles beisammen und wussten nun auch gleich, wo neben Wasser, Abwasser und Gas auch noch Strom und Telekom längsliefen. Doch nun stand das Auto mit Warnblinker und dampfendem Kühler auf dem Seitenstreifen und wollte garnicht mehr vom Fleck!

"Nächste Woche kann sich das jemand angucken.", sagte der Herr vom Wasserverband.
"Nächste Woche erst?", röchelte meine Frau. Und begann dem Herren am Telefon von unserer Problematik und den Terminen, u.s.w. zu unterrichten, der zwar Verständnis hatte, aber erwiederte: "So schnell geht das leider alles nicht.".

Der Wasserverband war unterdessen mit der Verlegung der Leitung fertig geworden, unsere Erdarbeiterin hatte bereits angefangen, die Grassoden abzutragen und sagte dazu bloss fröhlich und tatendurstig: "Ach, das ist kein Problem, die Leitung verläuft ja direkt vor dem Haus, das kriegen wir hin, da graben wir direkt davor drumrum."

Hm. Mir war da etwas flau im Magen, ich konnte mich noch allzugut an unseren Wegzug aus Berlin erinnern, wo am Tag des ersten Teilumzugs ein Bagger die Gasleitung getroffen hatte und 30 min später dutzende Feuerwehren, Rettungswagen und Polizisten das Viertel zur Evakuierung vorbereitet und eine Vollsperrung eingerichtet hatten, was unsere Abfahrt mit dem vollgepackten Umzugswagen um volle drei Stunden verzögert hatte.

Wir sahen unsere Planung nun erneut vollständig vor die Hunde gehen. Endlich war der Herr vom Gasversorger vor Ort und begutachtete die Sache:
"Wenn wir das machen, müssten Sie uns aber im Gegenzug das Leitungsrecht überlassen. Wenn hier irgendwann der Besitzer wechselt, will ich nicht schon wieder die Leitung verlegen müssen, wenn jemand umbaut."

Die Lage der Gasleitung kam dem ersten Schritt der Bauarbeiten, dem sog. Auskoffern der Baugrube, nicht in die Quere, so dass die Gasleitung nicht sofort verlegt werden musste, sondern irgendwann demnächst, wenn genug Leute verfügbar waren. Das waren phantastische Neuigkeiten! Und es kam noch besser: Dafür dass wir dem Gasversorger das Leitungrecht überliessen (was im Ergebnis bedeutet, dass dieser die Hoheit über den Leitungsverlauf hat und wenn jemand irgendetwas bauen möchte, was mit dieser Leitung kollidiert, derjenige dann für die Verlegung der Leitung selbst aufkommen muss), sollten wir auch noch eine Aufwandsentschädigung bekommen. Die Notarkosten für den Eintrag im Grundbuch übernahm auch der Gasversorger. Jetzt bekamen wir auch noch Geld dazu! Irre!


Das kleine Wörtchen bauseits..., 23.10.2022

#bauseits

Bevor Sie irgendeinen Vertrag für ein Fertighaus o.ä. unterschreiben, achten Sie doch einfach mal darauf, wie oft das kleine Wörtchen bauseits darin auftaucht! Wir haben diesem Wörtchen keinerlei Bedeutung beigemessen, da wir gar nicht wussten, was es bedeutet und es stets arglos überlesen hatten. Schlicht übersetzt bedeutet es: Allein Ihr Ding! Komplett!
Neben ggfs. anfallenden Kosten bedeutet es eben leider auch dafür zu sorgen, dass all die Dinge, die dieses Wörtchen umschliessen, von Ihnen zu erledigen sind!
In unserem Fall umfasste das u.a. praktisch die gesamte Todo-Liste des Baukoordinators, aber bei Weitem nicht nur das, also z.B.:

  • Bereitstellung der Miettoilette, des Baustroms und eines Frischwasserzugangs (Baustrom und Frischwasser konnten wir von den Schwiegereltern abzwacken, ansonsten haben Sie da auch zu tun und müssen die Versorger kontaktieren. Miettoiletten finden sich inkl. Reinigungsservice schnell und kostengünstig im Netz, 6-8 Monate kosten etwa 800-1000 EUR.)
  • ggfs. Halteverbotszonen für die Baufahrzeuge bei der Gemeinde beantragen (entfiel in unserem Fall glücklicherweise)
  • Abladeflächen für Dachstuhlmontage und Zusammenbau auf Grundstück vorhalten (Das ging in unserem Fall bloss, weil wir aufs schwiegerelterliche Grundstück ausweichen konnten)
  • drei Meter plan um das Haus freihalten (Platz für Gerüststellung)
  • Verlegen des Ringerders ausserhalb der Klimabodenplatte (Fragen Sie den Elektriker - wenn der nicht weiss, will oder kann, fragen Sie den Tiefbauer - meist kennt der dann irgendwen - in unserem Fall hatte der Elektriker gesagt, dass er das nicht macht und hat sich nach einem Gespräch mit der Tiefbauerin glücklicherweise umentschieden)
  • Grob- und Feinabsteckung durch Vermesser beauftragen und herstellen
  • einen Estrichleger finden, der das Fundament für die Luft-Wärmepumpe giesst (erfährt man auch erst, nachdem man einen Heizungsbauer gefunden hat) und später auch noch den Estrich im OG, nachdem der Heizungsbauer die Fussbodenheizung dort verlegt hat, denn die Firma schimpft sich wirklich praktisch nur für die Bodenplatte (und hier auch nur in Teilen) und die Haushülle inkl. Dach und Zimmerwände zuständig, der Rest ist bauseits zu erledigen...
  • sämtliche Gewerke nach dem groben Bauablaufplan des Baukos koordinieren, diese ständig über alles informieren und alles mit diesen abstimmen. Hierbei tauchen dutzende Fragen und Begrifflichkeiten auf, von denen man noch nie gehört hat. Fragt man beim Bauko von die Firma nach, antwortet dieser meist stereotyp: "Hab ich nichts mit zu tun.", oder "Bin ich nicht für zuständig.", und fertig ist er damit! Anfragen per Email lassen gern schonmal ein paar Tage auf sich warten, aber immerhin erhält man knappe Antwort, manchmal sogar ausreichend. Der hausinterne Koordinator von der Firma ist da etwas auskunftsfreudiger, aber spielt den Ball auch gerne wieder zurück: "Da müssten Sie Ihren Baukoordinator fragen...". Also selber reinknien und vielleicht neben Google auch Freunde und Bekannte oder besser noch den Hausmeister der Firma ausquetschen, für die man arbeitet und sich so Schritt für Schritt weiterbilden. Naiverweise gingen wir davon aus, dass das der Baukoordinator erledigen würde, aber weit gefehlt! Wenn man bloss nicht nebenbei auch noch für seinen Lebensunterhalt sorgen müsste... Was hier durchaus hilft, ist eine pragmatische Arbeitsteilung, denn man hat jetzt anderthalb Jobs: seinen eigentlichen zum Broterwerb und die Baukoordination im Detail. Am besten teilt man die anfallenden Aufgaben nach Sympathien und Interessensgebieten auf und bleibt dabei. Nur wenn man nicht mehr weiterkommt, lässt man den Partner einspringen und versucht so voranzukommen.
  • Vorläufigen Gundleitungsplan erstellen in Absprache Heizungsmonteur. Folgende Punkte sollten hier nach Bedarf abgestimmt werden:

    1. Punktentwässerung in den Bädern, Küche, HWR.
    2. Evtl. Leerrohre für Zuleitungen Wärmepumpe.
    3. Lage Schmutzwasserfallrohr von O.G.
  • Bauseitige Grundleitungen, Versorgerdurchgänge und Mehrsparte nach zeichnerischen Grundleitungsplan herstellen

All das hat man selbst an der Backe und das war noch nicht alles und es kommt bestimmt noch das ein oder andere dazu!

Wir dachten, es ist ein Fertighaus...


12,25cm, 28.10.2022

#12,25

An einem Sonntagmorgen um 9:30 Uhr flatterte eine Email von der Firma in unser Postfach: " Den neuen Termin für die Bodenplatte können wir leider nur, wie jetzt geplant am 14.11.2022 realisieren. Wenn dies aufgrund des Tiefbaus etc. nicht möglich ist, müssten wir den Termin leider komplett neu in die Planung nehmen, das kann dann leider dauern."

Wie bitte?! Was war geschehen?

Der Projektkoordinator von der Firma hatte einige Tage zuvor angerufen und gesagt, dass ein früherer Termin für die Bodenplatte möglich wäre, woraufhin wir aber sagten, dass dies im Moment durch die Problematik mit der Gas- und Wasserleitung nicht zusagen könnten und es wahrscheinlich eher beim 28sten bliebe - falls wir denn überhaupt mit der Bodenplatte würden beginnen können, denn nun hing es von den Versorgern ab, ob diese die Leitungen rechtzeitig würden verlegen können.

Mir ist bis heute nicht klar, was man daran falsch verstehen konnte, aber nun hiess es, der 14te sei für uns geplant, der 28ste stünde nun nicht mehr zur Verfügung, fertig.

Meine Frau befand sich beim Eintreffen der Email direkt unter der Decke und hatte Pumpatmung - der Sonntag, an dem wir uns eigentlich dringend erholen wollten, war hiermit offiziell gelaufen, soviel stand fest. Hätte ich noch Haupthaar - es wäre jetzt schlagartig ausgefallen!

Jedenfalls hatten wir beide nun richtig gute schlechte Laune und verfassten sogleich eine erboste Email an den Projektleiter und setzten praktisch alle, die direkt oder indirekt mit dem Bauvorhaben zu tun hatten, inkl. der Geschäftsleitung von der Firma in ein wütendes CC, mit Ausrufezeichen!

Am Montag dann bekamen wir gleich einen Anruf vom Baukoordinator: Wir sollten uns keine Sorgen machen, man werde sicherlich einen Weg finden, nur sei der Projektleiter nun ausgerechnet die Woche im Urlaub, aber wird schon werden...

Unterdessen blieben wir auf Kurs und machten einfach weiter wie vorgesehen. Aber natürlich waren wir nicht entspannt dabei.

Am Mittwoch darauf dann gleich morgens der Anruf vom Projektleiter: Das sei ja sicherlich nicht ganz so glücklich gewesen von ihm, die Email am Sonntag früh zu schicken.
"Nein, überhaupt nicht.", entgegnete meine Frau so eisig, wie ich das bei ihr so bislang nur und nur ganz selten erlebt habe, wenn ich mit dem ganzen Körper bei ihr kopfüber in den Fettnapf gesprungen war. Mit ungewohnter Einsilbigkeit ging es weiter: "Nein. Nein. Ja. Okay." Kein Wort zum Abschied. Es ist interessant, was das mit einem macht. Meine Frau und ich sind normalerweise stets bemüht rücksichts- und respektvoll zu sein, aber dieser Tage war nichts mehr normal. Wir waren einfach durch und mit den Nerven zu Fuss. Ständige Hiobsbotschaften, dicht gefolgt von: Geht jetzt doch! machte einen ganzheitlich porös!

Untrem Strich wäre es jedenfalls toll, hiess es seitens der Firma , wenn wir den 14ten würden halten können, ansonsten ginge es aber auch später, da wird man das dann schon einrichten können. Und die letzte Auftragsfortschreibung müssten wir auch nicht bezahlen, das war ein kommunikatives Missverständnis seitens der Firma .

Gut. Nun also die Erdarbeiterin und den Bauleiter zur Absprache bestellt und die nächsten Schritte angehen...

Da standen wir also mit der Erdarbeiterin unter dem Dach des Carports und warteten auf den Bauleiter. Es regnete in Strömen und war unangenehm kalt.
Und da kam er auch schon angefahren, 2 Minuten vor der Zeit - sehr sympathisch! Und sehr gut vorbereitet: Einen Ordner unseres Bauvorhabens mit sämtlichen ausgedruckten Unterlagen unter den Arm geklemmt und dem Bebauungsplan in der Hand.
Sodann klärte er mit der Erdarbeiterin (die beiden kannten sich bereits aus vergangenen Unternehmungen) die genaue Position des Hauses und wollte mit uns zusammen die Höhe des Fussbodens festlegen, wobei er zunächst die Vorgaben aus dem Bebauungsplan vorlas: "...und darf nicht höher als 30cm über der Schachthöhe liegen. Ja, dann wollen wir mal!", sagte er und begann ein Seil zu spannen, und mit einer Wasserwaage rechtwinklig auszurichten, um die Höhe des Fussbodens im Erdgeschoss zu visualisieren.
Dann machte er an dem Stützpfeiler des Carports zwei Markierungen mit einem Bleistift und sagte: "Hier, bis zum unteren Strich müssen Sie - und bis zum oberen Strich können Sie aufschütten."

"Also zwischen 10 und 30cm", sagte die Erdarbeiterin.
"Nein, Zwölf Komma Zwei Fünf. Zwischen Zwölf Komma Zwei Fünf und dann bis Dreissig" entgegnete der Bauleiter. In diesem Augenblick wusste ich, dass er der richtige war. Vielleicht würden ihn die Gewerke hassen, aber wir konnten sicher sein, dass er seine Aufgabe sehr präzise erledigen würde.


Glasfaser, 04.11.2022

#glasfaser

Unsere Gemeinde hatte im vergangenen Jahr den Glasfaserausbau massiv vorangetrieben und in diesem Jahr wurden überall im Ort Glasfaserkabel verlegt. Die Schwiegereltern hatten bereits im vergangenen Jahr Ihren Anschluss beantragt und da das zu dem Zeitpunkt noch vollständig kostenlos war (die Verlegung, nicht der Anschluss an sich, versteht sich), wollten sie den Anschluss für uns gleich mit beantragen, wurden aber abgewiesen: "Solange das Haus nicht steht, können wir auch keinen Anschluss dahin legen.", hiess es nur, aber: "Aber wir merken uns das schonmal vor und Ihre Tochter bekommt das dann auch umsonst.", versicherte der damals zuständige Vertriebler, dessen Name allerdings nicht erfragt worden und der auch nicht mehr auffindbar war. Aber nun, mit der Baugenehmigung und einem Zeitplan in der Tasche, sollte eine Beantragung ja möglich sein, dachte ich. Weit gefehlt! Mein Anruf beim Kundenservice der Anbieterfirma hätte erfolgloser nicht sein können:

"Moin, ich wollte einen Glasfaseranschluss für unser Haus beantragen!", rief ich fröhlich durchs Telefon.
"Zur Zeit nehmen wir keine Aufträge mehr an, tut mir leid.", sagte die Dame am Telefon knapp.
"Äh, öh, wie? Aber...", stammelte ich überrumpelt.
"Wir nehmen keine Aufträge mehr an, tut mir leid", hörte ich wieder.
"Wie? - Aber wir brauchen doch Internet! Das Haus nebenan bekommt auch gerade das Kabel gelegt, der Bagger steht schon in der Einfahrt!", sagte ich unbeholfen. "Bis zu uns sinds dann nur ein paar Meter weiter und der Asphalt ist eh gerade offen."
"Die Planungsphase ist bereits abgeschlossen.", erwiderte die Dame vom Kundenservice und: "Wir wissen ja ausserdem nicht, wieviel Meter das dann genau sind, das muss dann erstmal geplant werden."

Das kam mir entschieden zu schnippisch daher. Sie hatte noch nicht mal gefragt, wo der Anschluss denn überhaupt liegen sollte: Weder die Strasse, noch der Ortsteil, gar nichts!

"Äh, und wie lange dauert das denn etwa? Mit der Planung? Dann?", wollte ich wissen.
"Das kann ich Ihnen nicht sagen, wie gesagt, zur Zeit nehmen wir keine neuen Aufträge mehr an.", kam nur zurück, jetzt leicht ungeduldig mit mir werdend.
"Jaja, das habe ich verstanden, aber wie auch immer: Wir brauchen ja einen Internetanschluss! Was also muss ich dafür tun?!", fragte ich, nun ebenfalls ungeduldiger werdend. Ich verstand nicht, dass sie mich nicht verstand. Ich wollte schon:"Aber wir haben doch ein Recht auf Internet!" rufen, war mir aber nicht sicher, ob das auch stimmte. Dieser Anbieter war der einzige, der in der Gemeinde befugt war, Internetanschlüsse einzurichten und dadurch scheinbar in der Position, sich die Kunden aussuchen zu können. Ich spürte leichte Panik in mir aufsteigen. Als Softwareentwickler ohne Internet - das war einfach nicht möglich! Mein Stiefsohn, längst in faustdicker Abhängigkeit vom Internet, würde mich vermutlich wegen seelischer Grausamkeit verklagen und zusammen mit meiner Frau bei den Schwiegereltern wohnen bleiben. Na toll!
"Es tut mir leid, dass ich Ihnen da nicht weiterhelfen kann, aber ich kann Ihnen da nicht weiterhelfen.", war ihre Antwort.

Ich legte auf und stand dann noch so drei, vier Minuten einfach so rum, mit offenem Mund und versuchte nachzudenken.

"Wir legen einfach ein Leerrohr von den Schwiegereltern zu uns und ziehen da ein Netzwerkkabel durch - ZACK! Problem gelöst!", schoss es mir durch den Kopf und ich begann mich wieder ein wenig zu entspannen. Trotzdem hatte ich Schwierigkeiten, den gesamten Vorgang zu verstehen. Ausserdem wollte ich langfristig einen eigenen Internetanschluss haben. Also schnell ins Internet, solange es noch welches gab, und flugs diese Firma gegoogelt. Das war nur eine Unterfirma einer weiteren Firma und diese beiden Firmen hatten wiederum auch nichts mit dem Tiefbauer zu tun, der die Kabel verlegte und auch nur ein Subunternehmer war. "Gut.", dachte ich, "vermutlich werden die schön subventioniert und haben einfach keinen Bock, uns da für umme mal schnell das Kabel zu legen. Die warten bis das Haus fertig ist, müssen dann ganz neu planen, dann den Asphalt wieder aufreissen, ihr Kabel verlegen und kassieren dann natürlich nochmal richtig ab - dann eben auch von uns." Der Preis dafür lag so bei rund 1400,- EUR, konnte ich herausfinden. "Na warte!", dachte ich und surfte auf die Seite der Gemeinde und fand dort auch einen Interessenverband für den Breitbandausbau mit Telefonnummer des Ansprechpartners. "Haha! JETZT hab ich Euch!", dachte ich. Der Interessenvertreter Breitbandausbau jedoch erklärte bloss, dass wir uns an die Anbieterfirma wenden müssten - er habe damit ansonsten gar nichts zu tun. Eine Endlosschleife, in die wir da hineingeraten zu sein schienen.

"Wir müssen uns an die Bürgermeisterin wenden!", sagte meine Frau beim Abendessen.
"Ja, gute Idee!", sagte ich.
"Ich mach das gleich morgen früh.", erwiderte meine Frau.
"Super! Find ich super!", sagte ich.

Am nächsten Morgen rief meine Frau dort an und hatte die Bürgermeisterin direkt am Apparat. Das gibts nur im Märchen oder eben auf dem Land! Zwei Minuten später war die Sache erledigt. Die Frau Bürgermeisterin würde sich an die zuständige Person wenden und dann würde diese sich bei uns melden. Das tat diese auch - tatsächlich noch am selben Tag! Es gab tatsächlich noch Wunder! Ein Vertrag müsste mit uns gemacht werden und wir müssten dann einmal vorbeikommen und unterschreiben, wann es denn passen würde?
Wir vereinbarten einen Termin einige Tage später.

Mittlerweile war der Bautrupp bis zum schwiegerelterlichen Hause vorgerückt und stemmte eifrig mit fünf Mann und kleinem Bagger die Zufahrtstrasse auf, während der grosse Bagger der Erdarbeiterin den schwiegerelterlichen und unseren Garten einmal auf links drehte, bzw. verwüstete - zumindest sah das so aus...

Die Männer vom Glasfaserbautrupp waren krass! Zum Teil begannen sie schon morgens um sechs, wenn ich gerade zur Arbeit fuhr und waren nicht selten um 17 oder 18 Uhr immer noch am buddeln. Als der Trupp dann bei den Schwiegereltern ankam, klingelte ein freundlicher Herr und kündigte die Verlegung an. Da grätschten wir gleich rein und fragten, ob er nicht gleich auch das Kabel zu uns mitverlegen könne. Kein Problem, hiess es, der Bautrupp machte sich ans Werk und kurze Zeit später wurden auch wir mit einem Glasfaserkabel beschert! Das fand ich grossartig, der kürzestmögliche Dienstweg! Nun ging es nur noch um den eigentlichen Anschluss. Da sassen wir dann auch ein paar Tage später bei dem zuständigen Anschlussvertriebler und machten den Vertrag. Das war alles überhaupt kein Problem und wenn man uns damals versprochen habe, wir müssten nichts für die Anschlusslegung bezahlen, dann sei das auch so! "Das Kabel liegt übrigens schon!", entgegenete meine Frau, was der Anschlussvertriebler aber einfach nicht zur Kenntnis nahm, dafür war er zu sehr in Plauderlaune. Nach einigen kuriosen Ausflügen in die Politik und dass die ja jetzt da alle keinen Schulabschluss hätten, die uns jetzt sagen, wie wir zu leben haben und dass wir seit dem zweiten Weltkrieg ausgequetscht würden wie eine Zitrone und von 100 erwirtschafteteten Euros 80 davon das Land verliessen, versuchten wir so zügig wie möglich sein Büro wieder zu verlassen, ehe die Diskussion sich möglicherweise Richtung Impfzwang oder Zuwanderung drehen konnte, wo wir dann sicherlich nicht im Guten hätten davonfahren können. Er wirkte ein klein wenig enttäuscht, dass wir ihm nicht beipflichten wollten, entliess uns aber freundlich und wir hatten den Anschlussvertrag in der Tasche!


Das Feinplanum, 11.11.2022

#feinplanum

Manchmal läufts aber auch einfach mal! Die Abnahme der Erdarbeiten stand an. Der Bauko hatte sich "gegen 13:00 Uhr" angemeldet und wir waren etwas nervös: In vier Tagen sollten die Arbeiten für die Bodenplatte beginnen und bei der Abnahme musste alles glatt laufen, sonst würde unsere Erdarbeiterin das dazwischenliegende Wochenende opfern müssen (und wir unseres dann mit Sicherheit auch, denn bislang haben wir bei den Erdarbeiten stets ordentlich anpacken müssen und wollen, um die Kosten im Griff zu behalten). Inzwischen waren die Leerrohre für den Mehrspartenanschluss eingebuddelt, die Entwässerung gelegt und die Abflussrohre ins Erdreich eingelassen. Das muss allerdings alles mit einer Genauigkeit von plusminus zwei Zentimetern nach Grundleitungsplan erfolgen, sonst endet ein Rohr möglicherweise in einer Zimmerwand, bzw. es erfolgt keine Abnahme und die fehlerhaften Rohre müssen wieder ausgebuddelt werden. Die Erdarbeiterin hatte uns noch dazu geraten, ein zusätzliches Leerrohr mit einzubauen, das erstmal keine Funktion hat und zusammen mit den anderen Leerrohren dann im MSA der Hauswirtschaftsraumes endet, denn man wisse ja nie, was in Zukunft noch kommt. Diesen Rat nahmen wir dankend an, im Hinterkopf noch die Geschichte mit dem Glasfaserkabel habend.

Dann war noch das Feinplanum. Dieses Wort wurde vom Bauko auch stets seltsam betont, als handelte es sich dabei um etwas Mystisches. In Wahrheit ist das Feinplanum so eine Art feiner Kies, der am Schluss auf die anderen Erdschichten aufgebracht wird, bevor die Bodenplatte obendrauf kommt. Die Schwierigkeit beim Feinplanum ist, dass der Höhenunterschied über die gesamte Fläche nicht mehr als 15mm betragen darf. Wenn man auf dem Baugrundstück steht und sich die riesige Fläche anschaut, wo das Haus später stehen soll, dann ist kaum vorstellbar, wie das möglich sein soll.

Und da kam er auch schon angefahren, der Bauko, schon wieder zehn Minuten zu früh - aber wir waren ohnehin schon seit einer halben Stunde auf hab Acht! Er wirkte etwas älter als beim letzten Mal und auch ein wenig angespannter. Ohne lange Vorrede baute er seine Messgeräte auf und begann mit der Vermessung des Feinplanums. Wortlos positionierte er den Laser und das Stativ auf verschiedenen Punkten des Grundstücks, wartete auf die Pieptöne, die das Gerät von sich gab, notierte sich alles und sagte schliesslich: "Hab nichts zu meckern, die grösste Abweichung beträgt einen Zentimeter."

"Wow!", dachte ich und sagte:"Wenn das so weitergeht, kriegen Sie auch noch einen Kaffee, nachher!" Jetzt lockerte er ein wenig auf, lachte und sagte:"Oh ja! Das ist gut!" Danach ging es an die Vermessung sämtlicher verlegter Rohre. Auch hier gab es keine Beanstandungen, alles war innerhalb der Toleranz, die Erdarbeiter hatten offenbar sehr, sehr gründlich gearbeitet, die Bodenplatte konnte kommen!

Im Anschluss ging es in die gute Stube der Schwiegereltern, der Bauko bekam seinen Kaffee und wir unterschrieben das Protokoll und gaben der Erdarbeiterin Entwarnung, während der Bauko der Bodenplattenfirma grünes Licht gab. Wenn jetzt nicht noch eine Fliegerbombe oder eine Wikingersiedlung freigelegt würde, sollte es nun endlich richtig losgehen!


Die Bodenplatte, 19.11.2022

#bodenplatte

Plötzlich, gegen 9:30 Uhr eine Mail unserer in Ungnade gefallenen Architektin:

Liebe Familie Ermer,

wie Sie sicher schon wissen, wird heute, 14.00 Uhr Ihre Sohlplatte betoniert.

Ich werde gegen 12:00 Uhr da sein, um noch rechtzeitig die Bewehrung und die Lage der Grundleitungen abzunehmen.
Vielleicht möchten Sie ja mit dabebi sein.

Mit freundlichem Gruss
Puls: Check!, Blutdruck: Check!, Allgemeinzustand: Maximal wach! Aufgeregte Selbstgespräche:

"What?! Häh? Wie betoniert? Wieso dabebi sein? Wieso hat uns das niemand mitgeteilt? Wieso weiss unser Bauleiter nichts davon? Wieso weiss DIE das? Und von wem?"

Meine Kollegen im Büro guckten schon neugierig und aufmerksam zu mir herüber.
Sofort alles fallen gelassen und bei der Firma angerufen:

"Nein, heute wird die Sohlplatte nicht gegossen.", hiess es da nur.
"Falscher Alarm...Komisch, trotzdem....", grübelte ich herum, mir sogleich einen Kaffee holend. Wieso besorgt man sich eigentlich einen Kaffee, wenn man gestresst ist - macht eigentlich keinen Sinn, aber ich kenne viele Leute die das tun - vielleicht ein psychologisches Placebo zur Erdung und Beruhigung...

Kurze Zeit später: "Die wird heute doch gegossen, hör ich gerade. Und die Architektin hat sie schon kontaktiert wegen der Abnahme?", fragte der für den erkrankten eigentlichen Projektkoordinator in die Bresche gesprungene Vertreter. Kaffee war völlig sinnfrei, jetzt.
"Die Architektin hat damit GAR nichts zu tun und macht auch GAR nicht die Bauleitung." Ich kam schon wieder leicht in Wallung bei der puren Erwähnung derselben. "Wieso weiss denn unser Bauleiter nichts davon?", fragte ich, und: "Ihr Baukoordinator weiss doch, wer unser Bauleiter ist, das haben wir ja bei Baubeginn an diesen übermittelt."
"Der Bauleiter muss aber auch dem Bauamt bekannt gemacht werden.", erwiderte der Projektkoordinator freundlich, aber trocken und prompt.
"Ach Du Scheisse!", ging es mir durch den Kopf und: "Was hat denn jetzt das Bauamt mit dem Giessen der Bodenplatte zu tun?"
Ich sagte: "Davon weiss ich nichts, aber unser Bauleiter steht ja schon seit einiger Zeit fest."
"Jaja!", erwiderte der Projektkoordinator. "Soll ich den mal anrufen?"
"DAS wäre GUT!", sagte ich.
"Die Firma, die die Bodenplatte legt, hat ihre eigene Koordination.", sagte der Projektkoordinator.
"Ich dachte, Sie gehören zusammen!", sagte ich.
"Nur indirekt.", antwortete der Projektkoordinator.
"Aha." Sagte ich und dachte: "Oh, Mann!".

Ich sofort den Bauleiter angerufen, der natürlich nicht in seinem Büro auf meinen Anruf wartete, sondern auf irgendeiner anderen Baustelle war, daher nur seine Bürokraft am Apparat.
"...und es ist wirklich dringend!", sagte ich zum Schluss noch.

Dazwischen acht Telefonate mit meiner Frau, Arbeit war jetzt Nebensache, endlich ruft der Bauleiter an: "Um 13:30 Uhr bin ich mit dem Statiker vor Ort."
Unendliche Erleichterung, Dankbarkeit, fast Glück!
"Ich muss weg, bin Homeoffice!", rief ich ins Büro und fahre nach Hause, da meine Frau just um 13:30 Uhr los musste, um an der Uni zu unterrichten.
Auf dem Rückweg vor mir nur Leute, die es überhaupt nicht eilig zu haben schienen, als würde man gerade zu einer Beerdigung fahren, so ganz getragen hinterm Steuer. Im Auto der Schwiegermutter wieder die ABBA-Best-of-CD in Endlosschleife! Wahnsinn!

"Und?!", als ich zu Hause eintreffe.
Die unfreundlichsten Bauarbeiter des Universums sassen bereits seit 3 Stunden in ihrem Auto und daddelten auf Ihren Handys, erfuhr ich von meiner Frau.
"Wieso?", fragte ich.
"Die haben noch die Gitter über die Heizung gelegt und seitdem sitzen die im Auto. Mit laufendem Motor! Ich muss jetzt los.", sagte meine Frau, Küsschen noch, und ging.

Da kam auch schon der Rüssel-LKW, also dieser Tentakel-LKW mit den langen ausfahrbaren Schläuchen, durch die dann der Estrich gepumpt wird. Es war erst kurz nach Eins!
Ich raus zu den Bodenplattnern: "Der Bauleiter ist in 10 Minuten hier, bis dahin müssten sie noch warten, der macht dann die Abnahme.", sagte ich und hoffte, dass man mir meinen Stress nicht anmerkte.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich ein Grunzen zur Antwort zurückbekam, hatte aber das Gefühl, dass mir einer von ihnen irgendwie zur Kenntnisnahme zugenickt hatte.
Unterdessen schrien sich der andere und der Rüssel-LKW-Fahrer über den dröhnenden Motor des LKWs hinweg irgendwelche Zahlen zu. Es ging wohl, um die Estrichmasse, die benötigt würde.
Man beachtete mich nicht weiter, also ging ich wieder hinein, um hinter dem Fenster stehend auf die Ankunft des Bauleiters und des Statikers zu warten.
Jetzt kam der UPS-Mann mit einer Lieferung rückwärts die schmale Anliegerstrasse hinaufgekrochen.
"Timing...", dachte ich, "Timing!".
"Das ist ganz schon krass hier hochzufahren!", sagte der erfrischend sympathische UPS-Fahrer, und: "Ich dachte ich machs rückwärts, damit ich auch wieder rauskomme, aber das ist krass!".
"Naja, gucken se mal den LKW da!", sagte ich, auf den Rüssellaster zeigend, "der hat das auch geschafft." - "Den Kommentar hättste dir auch verkneifen können!", dachte ich eine Millisekunde später zu mir selbst, denn das hatte der freundliche UPS-Mann auf jeden Fall nicht verdient!
Doch jetzt wurde aggressiv und unmissverständlich laut gehupt, denn unten in der Einfahrt stand schon der Betonmischer, bereit rückwärts die Anliegerstrasse hinaufzufahren, begehrte Platz und zerstörte diesen vielleicht wertvollen Moment. Das war dem arglosen UPS-Boten zu viel und er bemühte sich, rasch den Weg frei zu machen. Vom Bauleiter noch keine Spur - ich wurde noch nervöser.
"DRÖÖÖÖHN, RANGIER, WALZ, MALM, ZISCH!", machte der Betonmischer, alles gleichzeitig und gleichermassen ungeduldig und bedrohlich, während er die Strasse hinaufgekrochen kam, als wollte er sagen: "Ich brauch jetzt Platz und nen Schnaps und im übrigen WEG DA! HIER KOMM ICH!"
Finster.
Der Fahrer sah im übrigen genauso aus.
Grobes Lachen zwischen den Bauarbeitern ("HarHarHarHarHar!") - man verstand sich und war sich vertraut, irgendwie.
Die nächsten Minuten wurden empfundene Stunden.
Da kam der Bauleiter mit seinem Audi und dem Statiker die Einfahrt hochgestochen.
Erstaunlich, wie sehr Kompetenz in schwierigen Momenten ein Gefühl der Geborgenheit auslöst!

"Moin!", rief ich den beiden zu! "Klasse, dass Sie es so schnell einrichten konnten!"
"Nun", erwiderte der Bauleiter, "Dinge passieren und darauf reagieren wir."
Völlig unaufgeregt. Leben für den Moment. Hammer!
Griff in den Kofferraum, Warnjacke übergestülpt, Handy gezückt und rauf auf die Baustelle, die beiden! Zügig, aber ohne Hast!
Ich fühlte mich da fehl am Platz und ging wieder rein, schliesslich konnte eigentlich nichts mehr schiefgehen.
Vom Badezimmer im ersten Stock aus verfolgte ich neugierig den Fortgang der Baumassnahmen. 15 Minuten später war der Estrich gegossen und Bauleiter und Statiker wollten wieder aufbrechen.
Ich bedanke mich nochmal explizit beim Bauleiter und Statiker und weitere 5min später waren nur noch die beiden Bodenplattner da, die mit seltsamen, rechenartigen Geräten bei mittlerweile strömendem Regen den Estrich glätteten.
Ich war zunächst in Sorge, dass der Regen den Estrich verwässern könnte und dadurch vielleicht nicht mehr stabil und perfekt sein würde, wurde aber kurze Zeit später, als ich wieder zurück im Büro war, von einem Kollegen eines Besseren belehrt: Es ist viel besser für den Estrich, wenn es regnet und er feucht bleibt! Er trocknet dann zwar langsamer, aber er läuft viel weniger Gefahr, Risse zu bekommen, was gerne mal passiert, wenn er wegen zu grosser Hitze zu schnell trocknet. Wieder was gelernt!


Abnahme Bodenplatte, 01.12.2022

#bodenplatte

Und da standen sie sich gegenüber: Bauko und Bauleiter, bereit zur Abnahme der Bodenplatte, beide sich zum ersten Mal persönlich begegnend.
Es hatte einen Hauch von "12 Uhr Mittags" und erstaunlicherweise wirkten beide ein klein wenig nervös. Nachdem Statiker und Bauleiter schon dabei waren als die Bodenplatte gegossen wurde, sah ich keinen Grund zur Sorge und verfolgte aufmerksam die nächsten Schritte.

"Ja, dann wollen wir mal, ja?!", sagte der Bauko, und: "Wird ja nichts sein, die machen das ja jeden Tag, so ne Bodenplatte."
"Ja, das denke ich auch.", erwiderte der Bauleiter.
"Würden sie mir zur Hand gehen?", fragte der Bauko und reichte dem Bauleiter ein Ende seines Massbands.

Es war lausiges, nasskaltes Wetter nahe dem Gefrierpunkt. Umständlich und akribisch stakste der Bauko um die Bodenplatte, mass aus und notierte bei mittlerweile leichtem Nieselregen die Ergebnisse auf seinem Block.

"4mm Abweichung in der Diagonalen. Ich würde sagen, das geht. Vermutlich haben sie etwas zu doll gezogen!", scherzte der Bauko mit dem Bauleiter, der mild lächelte.
"Ja, das mit dem Estrich, das ist nicht gut gelaufen, kann ich gar nicht anders sagen.", sagte der Bauko unvermittelt.
"M-hm...", machte der Bauleiter zustimmend, die Augenbrauen leicht anhebend.
"Die hatten da noch die Architektin auf dem Schirm und das dann einfach so gemacht."
"Die Architektin wäre ja dafür garnicht qualifiziert gewesen - es ging ja auch um die Abnahme der Statik.", erwiderte der Bauleiter ganz ruhig.
"Natürlich nicht, ja?!", sagte der Bauko eilig. "Normalerweise wird das alles dokumentiert und dann dem Statiker zugeschickt. Die haben ja ihren eigenen Statiker, der die Bodenplatte berechnet. Da geht ja auch nie was schief, eigentlich, ja?"

Der Bauleiter nickte nur leise, sagte aber nichts, was den Bauko etwas fahrig zwischen mir und dem Bauleiter hin- und herblicken liess. Er wollte erlöst werden.

"Gut, dann gehen wir doch hinein und machen das Protokoll. Es gibt Kaffee und Plätzchen!", sagte ich.

Drinnen gingen wir dann die nächsten Schritte und den Bauablaufplan durch und besprachen den nächsten Termin, die sogenannte Schnittstellenbesprechung, die erfolgen sollte, nachdem der Bausatz montiert und das Haus regendicht sein würde. Das alles sollte noch vor Weihnachten stattfinden.

"Der Statiker müsste dann an dem Termin auch dazukommen.", fing der Bauleiter wieder an.
"Jaja! Jaja! Natürlich. Der hat das ja auch sehr gewissenhaft gemacht!", beeilte sich der Bauko zu ergänzen.
"Das ist ja seine Aufgabe.", erwiderte der Bauleiter ganz freundlich.
"Der ist ja auch sehr gewissenhaft. Ich meine, Sie sind ja noch gewissenhafter, aber er ist auch sehr gewissenhaft.", sprudelte es aus dem Bauko heraus.
"Sie schreiben dann die Beteiligten an?", wollte der Bauleiter vom Bauko wissen.
"Ja, das kann ich machen.", sagte der Bauko.
"Den Statiker brauchen sie nicht anzuschreiben, das mache ich selbst“, sagte der Bauleiter.
"Dann kann ich den ja auch rausnehmen, das ist gut...", sagte der Bauko, "...muss ich den ja nicht mit reinnehmen."
"Genau.", sagte der Bauleiter.

Danach verabschiedete ich den Bauleiter und war mit den Bauko allein in der guten Stube der Schwiegereltern, der sich mit dem Einwurf: "Ich hatte noch gar kein Mittag heute!" ein Plätzchen nach dem anderen einverleibte, sich reichlich Kafffee nachgoss und in Plauderlaune geriet:

"Ihr Bauleiter und ich sind ja völlig unterschiedlich. Also ich rede immer drauflos und dann fang ich an nachzudenken dabei. Er nicht. Er denkt erst nach und redet dann. Völlig unterschiedlich.", freute er sich.

Ich muste lachen und fand, besser hätte er es nicht beschreiben können. Das Protokoll war unterschrieben, Kaffee und Plätzchen hatte des Baukos Zunge gelockert und in den nächsten 45 Minuten erfuhr ich auf unterhaltsame Weise allerlei Privates.


Aufbau, 25.12.2022

#aufbau

Für den Aufbau wurde uns Team 1 von der Firma zugeteilt, angeblich das beste Team der Firma, erfahren und eingespielt. Genauso war es auch. Unglaublich, in welch kurzer Zeit der "Rohbau" stand. Um 8:00 Uhr sollte der Bausatz kommen - irgendwie ein unpassendes Wort für ein Haus, aber letztlich war es genau das. Da wir Blockbohlenbauweise gewählt hatten, wurden nicht vorproduzierte Wände herangekarrt, sonderrn einzelne Holzbohlen wurden angeliefert, die übereinandergestapelt wurden. Lediglich Teile der Daches und die Gaube kamen am Stück, der Rest wurde aus Einzelteilen zusammengesetzt.

Um 7:30 Uhr bereits kam der Kran und kurz darauf das Holz. Der LKW hatte grösste Mühen, die schneebedeckte Einfahrt hinaufzukommen, mehrere Schubkarren vom überschüssigen Feinplanum waren nötig, um ihn auf der glatten Oberfläche nicht wegrutschen zu lassen. Das erledigte die Mannschaft mit grossem Hallo. Es war knackig kalt, so um die minus acht Grad und wir hatten Sorge, ob die Arbeit überhaupt losgehen konnte, bei der Kälte. Den Männern vom Team 1 schien das allerdings nichts auszumachen - im Gegenteil: sie waren bester Laune, freuten sich, dass es endlich mal wieder richtig schneite und meinten bloss, das seien keine widrigen Bedingungen, im Gegenteil, Wind z.B. wäre viel schlimmer. Sie arbeiteten wie entfesselt und gutgelaunt zu siebt und binnen vier Tagen stand das Haus samt Dachstuhl. Zwischendrin hatten sie auch noch Zeit für die ein oder andere Schneeballschlacht im Schwiegerelterlichen Garten. Da es so kalt war, liessen es sich meine Frau und meine Schwiegermutter nicht nehmen, die Mannschaft morgens pünktlich um 9:00 Uhr und Nachmittags um 15:00 Uhr mit Heissgetränken und belegten Brötchen, bzw. Kuchen zu versorgen. Dann, am Donnerstag Nachmittag, verabschiedeten sie sich bis Montag.
"Aha?", sagte meine Frau, woraufhin der Polier erklärte, dass sie eine Vier-Tage-Woche machten. Sie zogen an den vier Tagen 10 Stunden durch und hätten dadurch dann den Freitag stets frei. Ich fand das ein super Konzept, nur leider war ich gerade bei einer 50-Stunden-Woche angelangt und hatte auch die vergangenen beiden Samstage gearbeitet. Ich selbst sah das Haus immer nur im Dunklen und ging Abends häufiger mit der Taschenlampe hinein, um nach den Fortschritten zu schauen. Doch meine Frau versorgte mich meist mehrmals täglich mit Fotos und aktuellen Statusmeldungen. Erstaunlich war, dass uns die Bodenplatte, als sie fertig war, total klein vorkam. Jetzt, wo die Hülle stand, wirkte das Haus auf einmal geradezu riesig und man konnte sich schon gut die einzelnen Zimmer vorstellen.

Am darauffolgenden Montag machte ich Homeoffice und hatte endlich die Gelegenheit, den Fortgang der Arbeit bei Tageslicht und in Echtzeit mitzuerleben. Leider gab es praktisch für ganz Deutschland eine Blitzeiswarnung für den Tag. Die Mannschaft der Firma stand etwas unschlüssig auf dem Bauplatz herum und beschloss dann, auf einer anderen Baustelle weiterzuarbeiten, wo sie Innenarbeiten verrichten konnten, denn die Dachbalken und das Gerüst waren mit einer dicken Eisschicht überzogen und Nieselregen setzte ein. Es war einfach zu gefährlich.
Das hatte natürlich Konsequenzen, denn nun wurde nicht mehr alles wie geplant noch vor Weihnachten fertig - allerdings wurde der Aufbau in den darauf folgenden Tagen noch regendicht gemacht und damit gingen wir sehr zufrieden und voller Vorfreude in die Weihnachtszeit.


Bodenbelag, 21.01.2023

#bodenbelag

Wir haben uns bereits früh wahnsinnig viele Gedanken gemacht. Das war kein Zufall:
Meine Frau ist Designerin und hatte sehr grosse Freude daran, ein stimmiges und anspruchsvolles Gesamtbild zu kreieren und auch ich habe mich über die Jahre ästhetisch kontinuierlich weiterentwickelt, wenngleich ich diesen Beruf nie erlernt habe, was allerdings immer einen Unterschied macht. Für uns war eine bestimmte Ausrichtung in Bezug auf Material und Erscheinungsbild zwingend. Darüber hinaus waren wir uns glücklicherweise meistens einig oder wenn nicht, fanden wir schnell einen guten Kompromiss.

Der Bodenbelag war für uns zentral und von diesem sind wir ausgegangen - irgendwo muss man ja anfangen! Wir haben zuerst begonnen, das Haus in Zonen einzuteilen, also: wo soll welcher Bodenbelag liegen. In unserem Fall: wo Fliesen - wo Parkett. Das war einfach. Bei den Fliesen wirds dann aber schon richtig kompliziert! Wenn man anfängt im Internet danach zu suchen, ist man sehr schnell an der Überforderungsgrenze: es gibt unfassbar viele Anbieter und Angebote. Die Firma kalkuliert für die Bodenbeläge einen Schnitt von 40,- EUR pro Quadratmeter Bodenbelag für die Einschätzung des insgesamten Kostenrahmens. An den wollten wir uns unbedingt halten. Das war wirklich schwierig für uns, weil diese Kalkulation einerseits durchaus einhaltbar ist, häufig aber nur mit Abstrichen, zumindest aus unserer Sicht. Und hin und wieder sind wir über dermassen tolle Produkte gestolpert, dass wir einfach nicht nein sagen wollten! Blieb also die Frage: wo hauen wir auf die Kacke und wo können und müssen wir uns in Zurückhaltung üben? Der Teil der Recherche war dabei der zeitaufwändigste beim gesamten Bauvorhaben. Auch in diesem Bereich gibt es immer alternative Produkte, die den ersten Suchmaschinentreffern - die ja doch in den meisten Fällen gekauft sind - in nichts nachstehen, aber man muss sie finden! Meine Frau ist glücklicherweise eine Meisterin der Recherche! Mit grosser Leidenschaft dazu! Am Ende lagen wir dann doch über der Musterkalkulation der Firma, waren aber sehr zufrieden mit unserer Auswahl.

Nächstes Problem: viele Fliesen gibt es nur in einer bestimmten Marge und nur innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Hat man also nach stundenlanger Recherche seine Wunschfliese für Bereich X gefunden, kann es sein, dass diese drei Monate später nicht mehr verfügbar ist. Ãœbernächstes Problem: Fliese A muss zu Fliese oder Bodenbelag B passen, da diese Bereiche ineinander übergehen.
Das alles muss dann auch noch zur Wandfarbe passen, aber das ist ein anderes Kapitel...
Hier hilft durchaus Pinterest weiter, wo man sich viele Bilder und Anregungen holen und nebeneinander anordnen kann, um ein Gefühl für den Gesamteindruck zu bekommen.

Überübernächstes Problem: Im Internet sieht alles erstmal gut aus! Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf: Lassen Sie sich UNBEDINGT von JEDEM Element ein Muster schicken! Sie werden überrascht sein: nicht nur die Optik, auch die Haptik vermag durchaus zu enttäuschen (und auch zu begeistern)!
Nehmen Sie sich Zeit und legen sie die Muster an verschiedenen Stellen aus, um zu sehen, wie unterschiedlich sie bei wechselnden Lichtverhältnissen wirken!

Jedenfalls wollten wir, nachdem wir uns endlich für die Fliesen entschieden hatten, nicht riskieren, dass einige davon unter Umständen nicht mehr erhältlich sein würden und wir unsere Suche von vorne würden beginnen müssen. Wir bestellten eine Palette Fliesen nach der nächsten. Hier wird es um einiges billiger, wenn sie versuchen bei möglichst wenigen verschiedenen Anbietern zu kaufen, denn da das Speditionsware ist, kommen nochmal ordentlich Lieferkosten obendrauf. Uns ist das leider nicht gelungen. Und dann dachte ich die ganze Zeit: Sollten wir kurz vor dem Beginn des Innenausbaus feststellen, dass wir gegebenenfalls nicht mehr genug Geld übrighaben würden, würden wir genau da sparen müssen - und uns dann die nächsten 15 Jahre darüber ärgern. Was weg war, war weg.
In der Garage wurde es allmählich eng.

Dann das Parkett: Auch hier ist die Auswahl gross. Wir wollten gern etwas landhausdielenartiges, also längere Bretter am Stück, gern etwas dunkler, aber auch wiederum nicht zu dunkel. Musste ja auch alles zu den Fliesen passen. Also zum nächsten grösseren Anbieter gefahren. Auch beim Parkett kann man so manches dazulernen. Ich hatte davor nicht die geringste Ahnung. Ich dachte tatsächlich, Parkett wären einzelne Bretter oder Holzstücke, die man dann auf dem Fussboden verlegt oder draufklebt oder so. Gibts auch tatsächlich. Das ist dann das sogenannte Massivparkett, das verklebt oder vernagelt werden muss.
Dann gibt es das Fertig- oder Mehrschichtparkett. Und da wird dann nochmal zwischen Zwei- und Dreischichtparkett unterschieden. Zweischichtiges Parkett muss man, dreischichtiges kann man verkleben, aber auch schwimmend verlegen. Letzteres wollten wir. Es stimmt übrigens nicht, dass man Parkett in jedem Fall immer verkleben muss, vor allem in Bezug auf die Fussbodenheizung. Hierbei herrscht der Irrglaube, dass die Luftschicht zwischen Estrich und Parkett das ordnungsgemässe Funktionieren der Fussbodenheizung verhindert. Bei aufgeklebtem Parkett gibt es diese Luftschicht natürlich nicht. Aber in der Praxis ist diese Luftschicht vielleicht zwei, drei Millimeter dick und hat sich in Windeseile aufgewärmt. Und vorher muss ja erst noch der Estrich erwärmt werden, was eine wesentlich trägere Masse als Luft ist, weshalb es ja auch zwei bis drei Tage dauert, bis man etwas von der Heizung merkt, wenn man sie hochfährt und weshalb man sie ja auch nie ganz runterfahren sollte, zumindest wenn es kalt ist. Lediglich bei sehr grossen Grundflächen muss man verkleben, da das Parkett sonst zu sehr wandert. Aber das betrifft eher Säle als Wohnräume.
Bei dreischichtigem Parkett jedenfalls gibt es eine Art Trägerschicht aus einfachem, billigerem Holz mit vorgefertigter Nut und Feder, um die einzelnen Elemente ineinanderstecken zu können. Darauf ist dann die eigentliche Parkettschicht. Die Stärke, also Dicke dieser Parkettschicht bestimmt schonmal ganz wesentlich den Preis: Je dicker, desto teurer.
Wenn man seine Wohnung oder sein Haus vermietet, sollte man vielleicht eher zum dickeren Parkett greifen, denn dann kann man es ein paar Mal abschleifen, wenn es sich verschlissen hat. Da wir aber selbst in unserem Haus wohnen wollen und auch nicht beabsichtigten, Möbelrücken spielen zu wollen, konnten wir gut mit der dünneren Variante leben. Ausserdem ist es mit dem Heizen über einer Fussbodenheizung einfacher, wenn der Holzboden nicht so dick ist.

Wir hatten bereits im Herbst sämtliche Bodenbeläge gekauft, noch bevor mit den Bauarbeiten überhaupt begonnen worden war. Wohin mit dem Zeug? Wir mussten es irgendwo lagern! Fragen sie die Firma oder den Baumarkt, ob die von Ihnen gekaufte Ware ca. ein halbes Jahr bei ihnen eingelagert werden könnte, bekommen Sie am Telefon bestenfalls ein Schnauben zurück. Aber warten und dann wieder von vorn anfangen, war für uns keine Option, also musste die Garage (für die Fliesen, die scheren sich nicht so sehr um Kälte oder Feuchtigkeit) und das Schlafzimmer der Schwiegermutter dran glauben. Parkett ist ein lebendiger Werkstoff, den man nicht einfach über den Winter in der Garage lagern kann, dann verzieht er sich. Es mag keine grossen Temperaturveränderungen und muss rechtzeitig an die Umgebungstemperatur angepasst werden, vor allem vor dem Verlegen. Ich stapelte unser Parkett an einem warmen Spätherbstnachmittag neben das Bett meiner Schwiegermutter.


Aussendicht(fest), 12.02.2023

#aussendicht

Man kann ja viele Feste feiern, wenn man möchte. Bisher kannte ich nur das Richtfest, aber das hätten wir irgendwann zwischen 9:30 und 9:45 Uhr in den ersten Tagen des Hausaufbaus machen müssen, so schnell kam das Team der Firma voran. Ich glaube sogar, das wäre schon am zweiten oder dritten Tag fällig gewesen - irgendwie viel zu früh - es war doch gerade erst losgegangen, da konnte man doch nicht schon gleich Richtfest feiern. Ausserdem hat es ohnehin die meiste Zeit geschneit oder geregnet oder beides und war unangenehm kalt im Minusbereich.

Dann gibts noch das Dichtfest, dies aber gleich zweimal: Einmal das Aussendichfest, also wenn das Dach geschlossen ist und alle Aussenfenster und -türen montiert worden sind - und dann nochmal das Blower-Door-Dichtfest, zu welchem die Luftdichtigkeit geprüft und im Erfolgsfall gefeiert wird.

Wir jedenfalls wollten nur einmal feiern und uns erschien hierzu das Dichtfest am geeignetsten. Es war Ende Januar, immer noch saukalt und feucht und wir hatten uns darauf eingestellt, Erbsensuppe und Getränke bereitzuhalten und im Haus selbst eine Kuchentafel auf einer Palette OSB-Platten zu platzieren. Von guten Bekannten der Schwiegereltern konnten wir uns zwei Heizstrahler und eine Biertischgarnitur leihen. Am Wochenende davor machten wir die Runde bei sämtlichen Nachbarn und luden alle für 15:30 Uhr zu unserem dichten Haus ein. Frau und Schwiegermutter organisierten alles rund um das leibliche Wohl: Schnaps, Bier, Wein, Wasser, Saft, Erbsensupppe, mehrere Laibe Brot, Kuchen, die eifrig gebacken und von Verwandten gespendet wurden, die Servietten, das Geschirr, die Deko...also das volle Programm.

Ich war während der Vorbereitungsphase nicht vollkommen unglücklich, ins Büro zu müssen - hatte dafür aber die Aufgabe, die einleitende Rede zu halten. Ich bot auch an, sie zusammen mit meiner Frau zu halten, doch die lehnte dankend ab. Also sass ich die nächsten Tage morgens um 6:00 Uhr früh auf dem Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit zwischen den Dörfern und übte. Das war tatsächlich angenehm - in Berlin hätten sie mich vermutlich gleich wegen Fremdscham weggeschlossen oder mit Dönerresten oder Bierflaschen beworfen, aber hier hörte mich einfach niemand, ausser vielleicht ein paar arglose Schafe und Kühe - ein dankbares Publikum!

Ich muss zugeben, ich war etwas nervös. Ich bin zwar gerne Gastgeber, aber lieber im überschaubaren Kreis - das hier waren mir entschieden zuviele Leute und die Hälfte davon auch gänzlich unbekannt und wenn man man mich auf dem falschen Fuss erwischt, bin ich auch ein grauenhafter Smalltalker - ich unterlasse das dann einfach, was meist nicht gut ankommt. Aber ich war auch hochmotiviert, das Dichtfest gut über die Bühne zu bringen und wollte mich auf jeden Falll um den besten Eindruck bei den Nachbarn bemühen.

Auch die Schweigereltern hatten einige ihrer Freunde und Verwandte eingeladen und da das alles schon etwas ältere Semester waren, standen die alle gesammelt schon eine halbe Stunde zu früh in der Einfahrt und warteten. Wir waren natürlich noch nicht fertig, mussten aber selbstverständlich schonmal hinaus zum Begrüssen und nach und nach trudelten dann auch alle anderen Gäste ein. Alle beladen mit Bergen von Geschenken, Geschenkkörben, Weinflaschen, Umschlägen, Gutscheine, Blumen - es war unglaublich!

Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet und darüber hinaus waren alle wahnsinnig freundlich und herzlich - auch die , die uns noch nicht kannten. Alle waren, obwohl es ein ganz normaler Donnerstag war und trotz der eisigen Kälte, sehr entspannt und unterhielten angeregt. Das Team der Firma war nun auch bereit, der Zimmermann brachte sich auf dem Baugerüst in Position und ich begrüsste die Nachbarn, Freunde und Gäste, entschuldigte mich für den Baulärm der letzten Wochen, bedanke mich ausgiebig beim Aufbau-Team der Firma, brachte meine Hoffnung auf gute Nachbarschaft zum Ausdruck und übergab schliesslich an den Zimmermann, der den klassischen Vers der Richtmeisters beim Richtfest zum Besten gab, worauf er mit seinem Gesellen mehrere Schnäpse trank und zum Ende dann unter Applaus sein Glas mit dem Zimmermannshammer zertrümmerte.

Die Gäste liessen sich die Erbsensuppe gut schmecken und blieben sogar länger, so dass ich ausgiebig Gelegeneheit hatte, mich mit den Nachbarn zu unterhalten, mit denen ich bis dato noch gar nícht gesprochen hatte - die meisten hatte ich bislang noch nicht einmal gesehen. Und es kamen immer noch Nachzügler, alle beladen mit Geschenken und Wohlwollen. Ich musste eifrig anstossen, mit Schnaps natürlich, wobei ich nach dem vierten drastisch das Tempo rausnahm und laaaange redete, bevor ich dann endlich wieder mein Glas leerte, damit ich noch die Chance hatte, den Tag in Würde zu vollenden.

Am Ende sassen wir mit guten Freunden bei inzwischen recht eisiger Kälte noch im dichten Haus dicht beisammen, bis diese sich dann auch auf den Heimweg machten - nicht ohne am Ende nochmal einen Schnaps mit mir zu trinken...

Schliesslich waren wir allein im Haus und sehr, sehr glücklich, aber auch sehr erschöpft. Erst jetzt wurde uns klar, dass es nun so richtig losgehen würde: Das Haus stand, jetzt kam noch der Innenausbau und der Einzug schien schon in Sichtweite. In diesem Moment waren alle Widrigkeiten der Anfangsphase vergessen und richtige Vorfreude machte sich breit. Wir waren viel zu müde, um jetzt noch alles aufzuräumen, aber da es so kalt war, konnten wir alles ein wenig zusammenschieben und einfach so stehen lassen - am nächsten Tag sollte niemand auf die Baustelle kommen und wir hatten den ganzen Tag Zeit zum Aufräumen.

Wir gingen ins schwiegerelterliche Haus und staunten über den riesigen Berg von Geschenken, der im Flur aufgebaut war. Es war soviel, dass wir beschlossen die Geschenke erst am nächsten Tag auszupacken und angemessen zu würdigen und zogen uns mit einem letzten Getränk zurück.

Neben wirklich ganz vielen sehr sehr liebevoll gestalteten Karten, Gutscheine und Geschenken, waren auch 5 Baumarkt-Gutscheine dabei, die wir direkt am kommenden Tag in eine Tischkreissäge zum Parkettverlegen umsetzten.


Gewerkefertig, 05.03.2023

#gewerkefertig

Bei den Gewerken muss man hinterher sein. Die stehen nicht von selbst vor der Tür, nur weil das im Bauzeitenplan steht. In der Regel haben die genug andere Baustellen, um die sie sich kümmern müssen. Für den Zeitraum von gewerkefertig bis zum Schliessen der Wände und Decken waren gute 3 Wochen veranschlagt. In dieser Zeit musste alles verlegt werden, was in die Wände rein soll, also primär Kabel und Leitungen. Gleich zu Beginn dieser Phase habe ich Heizung/Sanitär und Elektro antelefoniert, um schon mal Termine zu machen zur Klärung, wo genau was hin soll. Ausserdem fehlte uns noch jemand zum Verspachteln, der loslegen sollte, sobald die Wände zu waren. Hier hatte ich einen Tipp von einem der Betriebshandwerker in der Firma, in der ich arbeite, bekommen. Und den Estrichmann, den ich ebenfalls wärmstens empfohlen bekommen hatte ("Da kannste ne Wasserwaage drauf legen, das ist alles plan, auch in den Ecken!") wollte ich auch noch in dieser ersten Woche "festnageln". Mit dem war es kurios am Telefon: Er war grundsätzlich immer im Auto, wenn ich ihn anrief (oder er zurückrief) und schrie grundsätzlich - dabei aber stets bester Laune: "KRIEGEN WIR HIN! GAR KEIN PROBLEM! IST JA NOCH ZEIT!! MACHEN WIR! WER SIND SIE NOCHMAL!?!?" Letzteres machte mir Sorgen. Ich hatte jetzt schon 3x mit ihm telefoniert und jedesmal musste ich von vorne beginnen - daher war es mir wichtig, ihn persönlich kennenzulernen und Nägel mit Köpfen zu machen - so wir uns denn handelseinig würden.

Ein quirliger Typ stieg aus seinem Auto und marschierte schnurstracks aufs Haus zu. Irgendwie hatte ich ihn mir älter vorgestellt - vermutlich weil er stets schrie und ich das mit Schwerhörigkeit assoziierte, aber in Wahrheit stand er wahrscheinlich zu häufig neben dem Betonmischer und war daher eben schon früh schwerhörig geworden. "ALLES-KEIN-PROBLEM!" wuselte im Haus herum, kletterte die Leiter ins 1. OG hoch, guckte einmal nach links und rechts und sagte: "ALLES KEIN PROBLEM! DAS KRIEGEN WIR! UND WANN SOLL DAS SEIN?!" Es war wirklich gar nicht so einfach mit ihm zu reden, weil er stets nickte, wenn man etwas sagte, um kurz danach genau das zu fragen, was man gerade gesagt hatte. Ich redete also unangemessen lauter und kam mir blöd dabei vor.

Für den Bauabschnitt Fussbodenheizung und Estrich waren im Bauzeitenplan 4 Wochen vorgesehen - so lange dauert es, bis der Estrich durchgetrocknet (unser Bauleiter meinte sogar 6 Wochen) - und bereit zum Verlegen vom Fussbodenbelag ist. Das war lang und wir wollten jetzt wirklich so schnell wie möglich alles einziehfertig machen - es war auf die Dauer in unserem kleinen Zimmer bei den Schwiegereltern doch eng und wir vermissten unsere Sachen. Glücklicherweise gibt es so eine Art Harz, den man dem Estrich beimengen kann, damit dieser schneller aushärtet. In dem Fall dauert es angeblich tatsächlich nur gute 10 Tage und nach drei Tagen kann man sogar schon darauf gehen... Das wollten wir!
"ALLES KEIN PROBLEM, KRIEGEN WIR HIN!", schrie der Estrichmann. "EINFACH DIAGONALLÜFTEN UND HEIZUNG ANWERFEN."
Zum Schluss rief ich :" JETZT MÜSSEN WIR NUR NOCH ÜBERS GELD REDEN!"
"HATTE ICH DIR JA GESCHICKTt!", schrie der Estrichmann zurück.
"NEIN?!", erwiederte ich.
Er: "HATTE ICH DIR NICHT GESCHICKT?! NA, MACH ICH GLEICH NACHHER!".
Tat er dann auch und wir wurden uns einig.

Am selben Tag kurz darauf kam der Verputzer vorgefahren. Professionell begutachtete er das Haus, fragte nach Flächengrössen und tat sich sehr schwer damit, eine ungefähre Zahl auszuspucken. Die Firma hatte diese Position mit 1500,- EUR bepreist - es war klar, dass das viel zu niedrig war, zumal dort von einem sogenannten Q2 Güteklassengrad ausgegangen wurde, wo in etwa alles einmal zugespachtelt ist, aber nicht in glatter, ebener Qualität. Wir wollten in den allermeisten Räumen keine Tapete und die Farbe direkt auf den Putz auftragen, bei möglichst glatten Oberflächen, was dann schon Q3 erfordert und erheblich aufwändiger für den Verspachtler ist, weil er sehr viel feiner abschleifen und insgesamt dicker auftragen muss. Dementsprechend teurer wird das ganze... Q4 ist dann der Babypopo als Wand... Bei einer Grundfläche von 120qm kommt man auf eine Fläche zum Verspachteln von 400-500qm.

Als ich den Verspachtler schliesslich auf einen ungefähren Preis festnageln wollte, sagte der nur langsam und bedeutungsschwer ,mich mit grossen Augen fixierend: "Q3!..." und nach einer Weile dann: "Ich schicke nachher einen Kostenvoranschlag. Ungefähr. Dann kommt noch der Kollege, der das ausmisst, dann wissen wir das genau." "Okay", sagte ich, "Prima! Dann warte ich auf Ihre Mail!".

Schnappatmung und Hitzewallung, als seine Mail dann eintraf und der Kostenvoranschlag jenseits der 8000 EUR lag. Damit war das Thema durch und ich begann, mir Youtube-Videos von spachtelnden Handwerkern anzuschauen. Doch recht zügig war klar: das wird viel zu lange dauern, unseren Zeitplan betreffend, völlig abgesehen davon, dass wir überhaupt keine Übung im Verspachteln hatten, nicht das passende Gerät, etc. etc.. Da fiel meiner Frau ein, dass wir unlängst einen Zettel in der ortsansässigen Imbissbude gesehen hatten, von jemandem der Spachtelarbeiten ausführt. Ich also hin, Nummer abfotografiert und gleich da angerufen, Termin für den nächsten Tag gemacht und für deutlich weniger als die Hälfte handelseinig geworden.

Sobald Gas-Wasser-Sch… und Elektro dann aber loslegen mit ihrer Arbeit, wird s quirlig in der Bude und dutzende von Fragen wollen beantwortet werden. "Wo soll der Duschkopf hin, wollen Sie hier keinen Lichtschalter? Aha...Warum? Nee, die Waschmaschine kann da nicht stehen, hier kommt ja schon der Verteilerkasten hin....Oh! Das wird eng, ich glaube nicht, dass das passt...".

Wir hatten uns vorher intensiv Gedanken gemacht, wo was und wo welcher Anschluss hinsollte, aber das war bloss auf dem Papier. Jetzt, im Raum stehend, war das tatsächlich bei einigen Dingen etwas völlig anderes. Wir gingen mit den beiden Gewerken jeden einzelnen Anschluss innen und aussen durch und liessen uns hier und da eines Besseren belehren. Bei beiden Gewerken hatten wir das Glück, dass die Installateure sehr viel Erfahrung hatten und uns stets plausibel darlegen konnten, warum etwas Sinn machte oder eben nicht. Es gab auch Dinge, die wir nicht ordentlich bedacht hatten. Die Waschmaschine beispielsweise konnten wir nur so platzieren, dass sie maximal ungünstig stand, mit der Luke zur Seite und nicht frontal, was uns einiges an Platz kostete - aber anders war es nicht möglich und die Anschlüsse dafür bereits final in die Bodenplatte gegossen. Und bei den Lichtschaltern muss man wirklich die Wege abgehen - meist ergibt sich von selbst, wo ein Lichtschalter Sinn macht.

Und wirklich jeder, mit dem ich gesprochen habe, und auch der Elektriker, sagten eindringlich, dass man nicht genug Steckdosen haben konnte.
"Und hier auch keine Steckdose?", fragte der Elektriker, ein ganz ruhiger sympathischer Typ, als wir am Gaubenfenster standen.
"Auf keinen Fall, das will meine Frau nicht."
"Naja....", sagte der Elektriker mit gerunzelter Stirn.
"Wieso?", hakte ich vorsichtig nach.
"Weihnachtsbeleuchtung?", sagte er und ich begriff sofort, warum das doch eine gute Idee sein könnte, Weihnachten oder nicht. Überhaupt hatte er eine prima Art drauf, zu signalisieren, dass etwas keine gute Idee sein könnte, ohne dabei in irgendeiner Form zu kritisieren. Im Zweifel entscheidet der Kunde. Und genau das führte dazu, dass wir uns die Steckdosen alle nochmal durch den Kopf gehen liessen...


Fassadenspaß, 09.04.2023

#aussenanstrich

Nun stand das Haus schon ein paar Wochen mit fertiger Aussenhülle, immer noch eingehüllt vom Baugerüst, das wir wöchentlich bezahlen mussten und wartete darauf, von uns angestrichen zu werden. Dazu musste es allerdings frostfrei sein, es durfte nicht regnen und die Temperatur sollte im zweistelligen Bereich liegen. Ende März war es denn mal kurz an einem Wochenende endlich so weit und wir machten uns an die Arbeit. Der Plan war, alles anzustreichen, was wir ebenerdig mit einer Leiter nicht mehr erreichen konnten. Es ging also hoch hinaus. Relativ gesehen. 10 Jahre früher hätte ich keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, aber nun war ich überrascht, wie ängstlich ich war, als ich dann auf dem wackligen Baugerüst in 8m Höhe stand und den Giebel nur mit einer weiteren Klappleiter erreichen konnte. Soll man nicht machen (darf man, glaube ich, auch gar nicht), aber ich sah keine andere Möglichkeit, den höchsten Punkt mit dem Pinsel in der Hand zu erreichen. Tatsächlich aber war mir so mulmig, dass meine Frau übernahm, die sich erstaunlich unerschrocken auf die Leiter wagte. Nach drei Tagen ging es sehr viel besser, aber ich hatte immer noch mehr Angst als nur grossen Respekt...

Nach elendig langer Abkleberei konnten wir endlich mit dem Streichen beginnen. Das geht dann erstaunlich flott und macht richtig viel Spass, WENN man den richtigen Pinsel hat. Hier sollte man keinesfalls am falschen Ende sparen, da ärgert man sich bloss und hat doppelte Arbeit. Die grösste Herausforderung war die Gaube. Es gab irgendwie keine richtige Möglichkeit da ordentlich hinzukommen. Das Dach war zu steil und zu rutschig, um darauf stehend zu versuchen die Gaube anzumalen. Also klemmten wir eine lange Leiter in das Baugerüst und legten diese aufs Dach. So konnte man in extrem unbequemer Haltung halb liegend immerhin die Seiten streichen.

Das ist tatsächlich nicht ganz so kundenfreundlich gelöst von Seiten der Firma. So auch die verschiedenen Verkleidungselemente, die, wie wir jetzt feststellten, nur einmalig vorgestrichen waren, dann aber nochmal bauseits gestrichen werden müssen, was wieder in heilloser Abkleberei endet und man trotzdem hin und wieder danebenmalert. Die Gaube z.B. lag gefühlt ewig ebenerdig neben dem Haus - die hätten wir da locker streichen können - allerdings waren es zu dem Zeitpunkt massive Minusgrade. Sollte sich jedoch temperaturtechnisch die Gelegenheit ergeben: Ran und los! - kann ich nur empfehlen. Die Gaube ist am kniffligsten zu erreichen, wenn sie einmal montiert ist. Die Laibung, z.B. , also die inneren Seiten der Dachverkleidung, kam auch nur einmalig vorgestrichen und sollte nachgestrichen werden - ist dann aber in der Praxis stellenweise nur äusserst mühsam zu erreichen oder / und wird teilweise von den Dachziegeln verdeckt...
Mit den Fensterbänken im Haus ist es ebenfalls so eine Sache: Die werden einfach unbehandelt in die Nische geschäumt und dann kann man gucken - ist aber keine wirklich gute Lösung. Wir kamen mit dem Aufbauteam der Firma hervorragend aus und auf meine Rückfrage hin gab der Polier auch unumwunden zu, dass die Lösung eigentlich nicht optimal sei: Abgesehen von der erneuten Abkleberei beim Lasieren oder Lackieren, sollte man die Bretter eigentlich ganzheitlich und beidseitig behandeln, damit sie von beiden Seiten Feuchtigkeit ziehen - ansonsten droht die Gefahr, dass sich die Fensterbank wölbt.
Nun, wenn die aber einmal mit Bauschaum eingebracht sind - wer macht sich dann die Mühe und holt die da wieder raus? Man müsste dann nämlich von unten mit einem Fuchsschwanz o.ä. die Fensterbank heraussägen, indem man so die Verbindung zum Bauschaum durchtrennt, dann das Brett beidseitig abschleifen, behandeln und irgendwie wieder reinschäumen. Da macht es sich die Firma ein bisschen einfach - das Aufbauteam macht einfach nur die erforderliche Arbeit und dann wars das - aber perfekt ist der Service für ein Fertighaus nicht - es ist eben sehr viel nicht fertig...

Nach drei Tagen waren wir durch mit Streichen, genau als es wieder kälter und regnerisch wurde, alles tat uns weh, aber wir waren stolz und sehr zufrieden.


Innenausbau Teil 1, 28.05.2023

#innenausbau

Sobald der Innenausbau begonnen hatte, hatten wir überhaupt gar keine Zeit mehr für gar nichts. Innenausbau ist hardcore. Wenn man ihn selbst macht. Das war allerdings unsere Ambition. Erstens: Weil wir es selbst machen wollten, da es unser Eigenes war und zweitens: Um uns das überhaupt leisten zu können. Ich hatte durch meine an die 20 Umzüge in meinem Leben schon viele Wohnungen renoviert. Aber das hier war etwas völlig anderes! Da wartet man Monat um Monat, bis es endlich losgehen kann und wenn es dann endlich so weit ist, stürmt man los und wird sofort erschöpfend eingebremst. Einfach, weil es wahnsinnig viel ist. Und natürlich ein paar Dinge völlig anders laufen, als man sich das vor dem Einschlafen vorgestellt hat. Weil es eben keine Renovierung einer bestehenden Struktur, sondern ein Neubau ist. Hier konnte ich froh sein, dass ich von den Firmenhandwerkern meines Arbeitgebers reichlich Tipps und auch Werkzeug bekommen habe. Und: Praktisch alles dauert ungefähr doppelt so lang, als man gedacht hatte…

Zunächst mal muss man alle Rigipswände tiefengrundieren, so eine Art Imprägnierung oder Versiegelung, auf die dann die Farbe aufgetragen wird. Ohne diese saugen die Rigipsplatten die Farbe auf wir ein Schwamm, es sieht völlig ungleichmässig aus und man braucht unendlich viel Farbe. Dasselbe gilt für Fliesen an Wand oder Boden. Ohne den richtigen Tiefengrund saugt der Untergrund die Feuchtigkeit aus dem Fliesenkleber und die Fliesen halten unter Umständen nicht richtig. Ich empfehle farbig (meist blau) eingefärbten Tiefengrund zu kaufen. Es ist wesentlich einfacher zu sehen, wo man schon gestrichen hat. Hochwertigerer Tiefengrund ist meist feiner aufgelöst und legt sich besser auf die Wand.

Da wir nicht alles in alpinaweiss streichen wollten, sondern im Gegenteil endlich mal richtig schöne Farben aufbringen wollten, die entsprechend hochpreisiger sind, wollten wir natürlich auch mit höchster Effizienz und Sparsamkeit zu Werke gehen. Wir hatten über unser Farbkonzept ja bereits eineinhalb Jahre nachgedacht und waren uns sehr einig darüber, wo wir welche Farbe und welchen Farbentyp verarbeiten wollten. In einem nachhaltigen Holzhaus machen Lack- oder Dispersionsfarben nicht wirklich Sinn - schnell landeten wir also bei organischen, gesunden Kreidefarben, die gut fürs Wohnklima und die Atemluft sind, die den Wänden die Gelegenheit zum Atmen, beziehungsweise des Feuchtigkeitsaustausches geben und die Wände nicht versiegeln. Naheliegend natürlich im Baumarkt danach zu gucken und quasi unausweichlich über Schöner Wohnen zu stolpern ...Es gibt aber auch Alternativen. Sehr gute Freunde von uns aus der Pfalz z.B. haben ihr Wohnzimmer mit englischen Farben gestrichen. Jedes Mal, wenn ich dort zu Besuch war, war ich beeindruckt von den Farbtönen. Dies im Hinterkopf habend, haben wir uns schliesslich mit Farben von Farrow & Ball beschäftigt. Vielleicht sind Euch Farben nicht so wichtig, dann solltet Ihr einfach diesen Teil überspringen, aber wenn Ihr wirklich etwas aussergewöhnlich hochwertiges sucht und ganz viel Wert auf farbliche Komposition liegt, dann schaut Euch dieses Repertoire ruhig einmal an. Danach kann Schöner Wohnen direkt nach Hause gehen, sowohl, was die Vielfalt, als auch, was die Qualität betrifft. Wirt haben in verschiedenen Bereichen Farben von Alpina, Schöner Wohnen und Farrow & Ball verarbeitet und die Praxis spricht eine sehr deutliche, selbsterklärendem Sprache: Schöner Wohnen lässt sich recht gut verarbeiten - man benötigt aber relativ viel davon, Alpine ist Pampe, die nach Benzin stinkt, sich schwer verarbeiten lässt und im Preis-Leistungs-Verhältnis irrsinnig überteuert ist, weil man irrsinnig dick auftragen muss und Farrow and Ball versendet winzige Dosen zu unglaublichen Preisen, bei denen man denkt, dass sie niemals auch nur ansatzweise ausreichen werden - sind aber wahnsinnig ergiebig und unglaublich angenehm zu verarbeiten - hier ist weniger sehr viel mehr. Die Angaben stimmen aber niemals, denn bei einem Neubau muss man - egal welcher Hersteller denn nun das Rennen macht - IMMER in jedem Fall 2x streichen, mit Tiefengrund also insgesamt dreimal und das dann für rund 500qm Wänden und Decken bei einer Wohnfläche von rund 120qm - das dauert und geht tierisch auf Arme und Schultern. Dazu kommt noch, dass nach dem Tiefengrundieren das Maleracryl aufgebracht werden muss, sonst sehen alle Ecken und Übergänge zwischen Decke und Wand fürchterlich aus. Das ist so eine Art Silikon, aber nicht ganz so klebrig für die Ecken und Kanten eines jeden Raumes. Eine schmierige Angelegenheit, die auch einiges an Zeit in Anspruch nimmt und Sorgfalt erfordert - sonst entstehen sehr unterschiedliche Fugen, die sofort ins Auge springen, auch wenn sie später übermalt werden. Verzichten kann man darauf nicht, weil zwischen den Rigipsplatten mitunter Risse klaffen, die man anders nicht füllen könnte. Die können allerdings auch später noch einfach so entstehen, wenn das Haus sich senkt - was ein Holzhaus auf jeden Fall deutlich sichtbar tut!

Für die Stimmung und gegen die Eintönigkeit empfehle ein Baustellenradio - gibts auch mit Akku, falls im Hause noch kein Strom liegt. Benutzt nicht Eure Bluetooth-Wurst - danach könnt Ihr die in die Tonne treten, denn jetzt wird s es feucht und eine einzige Sauerei! Und nicht alle Tipps sind gut! Eine vorgebrachte Meinung war, dass der einzige Weg, Tiefengrund wirklich komfortabel aufzubringen, mit einer Gartensprühe zu bewerkstelligen sei. Direkt eine gekauft. Und einen Overall. FFP2-Maske drüber und los. Das Ergebnis war grausam - alles war vollgekleckert, aber nicht gleichmässig es tropfte und triefte an allen Ecken und Enden...danach wieder YouTube bemüht und zum Kleisterpinsel gegriffen, was für uns am besten funktioniert hat. Es gibt auch wieder andere Leute, die die Malerrolle bevorzugten - hier muss man selbst seinen Weg finden, aber wie auch immer: Es kleckert! Jedenfalls trocknet das Zeug rasend schnell, weil die Rigipsplatten dass aufsaugen, als wären sie am Verdursten - daher auch der Rat, eingefärbten Tiefengrund zu verwenden…

Dann gehts an Streichen. Wir hatten in mehreren Räumen z.B. den Plan, die Decken weiss zu malern und nur die Wände farbig anders hervorzuheben. Nach dem Erstanstrich mit Tiefengrund gehts dann an die Decke, immer von oben nach unten. Und ganz schnell wir wird klar: einmal reicht nicht und ich dachte ich brauche fürs Wohnzimmer 2 Stunden, war dann aber schon 4 Stunden dabei, alles tat weh und ich würde dasselbe nochmal machen müssen. Ich als strammer Bürohengst mit Bildschirmarbeitsplatz war da schnell an meiner Leistungsgrenze...in meiner Vorstellung wollte ich aber durchstartend wie ein zwanzigjähriger und endlich mein eigenes Ding durchziehen - meiner Frau ging es genauso - aber nach den ersten Tagen der Euphorie mussten wir feststellen, dass es zum einen länger Dauer, als gedacht und zweitens unsere Kräfte endlich sind. Unser Zeitplan geriet ins Wanken. Und wir hatten keine Zeit mehr für uns. Und wenn ich es nicht schaffte, nach 8 Arbeitsstunden nach Hause zu gehen, was bei mir die Regel und nicht die Ausnahme war, dann war mein Akku auch durch für den Tag und es war wirklich hart, sich dann nochmal zu motivieren, noch zwei, drei Stunden auf die Leiter zu klettern und zu streichen…

Die Kunst beim Streichen liegt auch in der Mitte: Nicht zu doll und nicht zu locker – nicht zu schnell und nicht zu langsam. Und die Rolle sollte immer gut nass sein. Wir haben am Anfang oft mit viel zu viel Kraft gestrichen. Im besten Fall hört man, ob es richtig ist und die Rolle schön feucht über die Fläche gleitet (auch handwerkliche Arbeiten können etwas Poetisches in sich haben).
Es gibt einige Farben, gerne die dunkleren, bei denen es irgendwann wahnsinnig schwer zu erkennen ist, wo man schon war und wo noch nicht, ob diese eine Stelle da jetzt ungleichmässig ist, weil die Farbe noch feucht ist oder weil man einfach ungleichmässig gestrichen hat. Und egal, wieviel Mühe man sich gibt: 100%ig gleichmässig, wie in der Broschüre, sieht es nur bei perfektem Lichteinfall in Verbindung mit der richtigen Raumposition aus.

Ein anderes Mysterium sind die Rollen: Da gibt’s auch alle Formen und Grössen mit erstaunlichen Preisunterschieden. Da wir schon so viel Geld für Farbe ausgegeben hatten, wollten wir hier nicht am falschen Ende sparen und kauften recht teure Rollen von einer Baumarkt-Eigenmarke für 10 Euro das Stück, inkl. Rollengriff. Das war allerdings eine Enttäuschung – das Ergebnis nicht zufriedenstellend und was einen wirklich wahnsinnig macht, ist wenn die Rolle kleine Fitzel Ihres Materials absondert, die sich dann als Knubbel auf der Wand verewigen, wenn man sie nicht rechtzeitig bemerkt und herunterpult. Sehr lästig. Irgendwann war ich so genervt, dass ich einfach eine der Billigrollen, die ich online im 8er Pack für 11 Euro erworben hatte und die für den Tiefengrund gedacht waren, ausprobierte, was eine wirkliche Offenbarung war: Da löste sich nichts vom Rollenmaterial, der Auftrag war sehr gleichmässig und fein: Kurzum: Bei Rollen ist teuer nicht gleich gut, aber woran man jetzt eine gute von einer schlechten Rolle unterscheiden kann, weiss ich auch nicht… Hier sollte man einfach ausprobieren. Dasselbe gilt für Pinsel. Man wird schier verrückt, wenn sich ständig Borsten lösen, die man von der Wand fummeln muss! Und wenn die Rolle oder der Pinsel trocken und hart geworden ist, weil man sie nach dem Streichen einfach in der Schale zurückgelassen hat, weil man endlich ins Bett wollte, kann man sie danach auch gleich wegschmeissen. Aber man muss sie auch nicht aufwändig auswaschen. Man sollte ohnehin für jede Farbe eigene Rollen und Pinsel verwenden und bei Pausen oder über Nacht kann man sie einfach in einer Plastiktüte stecken und diese verschiessen – am nächsten Tag kann man nahtlos wieder einsteigen und weiterarbeiten. Funktioniert für Rollen auch mit Pringles-Chipdosen - die haben eine perfekte Grösse dafür.

Und weil einen irgendwann die Monotonie zu Boden zu ringen droht, begannen wir in einigen Räumen, wo wir schon gestrichen hatten mit dem Fliesenlegen. OMG…